Adveniat kritisiert hartes Vorgehen gegen Migranten in Guatemala

Fluchtursachen effektiver bekämpfen

Katholische Helfer haben mit Empörung auf das gewalttätige Vorgehen von Sicherheitskräften gegen einen Flüchtlingstrek in Guatemala reagiert. Die in Honduras gestarteten Menschen hätten ein "Recht auf Migration".

Ein Soldat aus Honduras hält einen Holzknüppel in der Hand / © Sandra Sebastian/AP (dpa)
Ein Soldat aus Honduras hält einen Holzknüppel in der Hand / © Sandra Sebastian/AP ( dpa )

Dieses sollten die Nachbarländer und die USA respektieren, forderte die Mittelamerika-Referentin der Hilfsorganisation Adveniat, Ines Klissenbauer, am Montag in Essen. "Mit Gewalt wird man die verzweifelten Menschen nicht stoppen können. Stattdessen sind ein Politikwechsel in Honduras und den USA sowie internationale Hilfe notwendig."

Die Honduraner flöhen vor einer immer schlimmer werdenden Alltagskriminalität und den Auswirkungen zweier verheerender Wirbelstürme im Herbst 2020. "Die Infrastruktur des Landes wurde weitgehend zerstört und damit auch Arbeitsplätze und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im eigenen Land. Hinzu sorgt die Corona-Krise auch in Honduras für einen Einbruch der lokalen Wirtschaft", so die Referentin des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks.

Signal gegen Populismus von neuer US-Regierung gefordert

Adveniat-Chef Michael Heinz erklärte mit Blick auf den bevorstehenden Regierungswechsel in den USA, es sei wichtig, dass von der neuen US-Regierung ein Signal gegen Populismus, nationalen Egoismus, Abschottung und Rassismus ausgehe. Neue Mauern könnten nicht die Lösung sein. Stattdessen müssten die Fluchtursachen effektiver bekämpft werden. "Es ist eine neue Anti-Drogen-Politik notwendig. Zudem muss der illegale und legale Waffenhandel aus den USA nach Lateinamerika viel stärker reguliert, besser noch komplett unterbunden werden", fordert Pater Heinz. Waffen aus amerikanischer Produktion verursachten Leid und Gewalt in Lateinamerika.

Laut örtlichen Medienberichten hatten die Migranten am Sonntag versucht, die von Polizeibeamten gebildete Sperre zu durchbrechen, um weiter in Richtung Mexiko und USA zu gelangen. Dabei habe es auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Migranten aus der Illegalität holen

Millionen in den USA lebende Migranten aus Lateinamerika müssten gültige Papiere erhalten, verlangte Adveniat-Chef Heinz weiter von der künftigen US-Regierung unter Joe Biden. «Nie wieder dürfen tausende Kinder von ihren Eltern an der Grenze getrennt werden», appellierte der katholische Pater. Kein Mensch sei illegal.

Bereits vor zwei Jahren hatte einer der zahlreichen Migrantentrecks aus Honduras Richtung USA weltweite Beachtung gefunden. Die Menschen schafften es laut Adveniat damals allerdings nur bis in die nordmexikanische Grenzstadt Tijuana. Der Versuch, die US-Grenze zu überwinden, scheiterte. Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hatte den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko weiter vorangetrieben, um illegale Einwanderung in die USA zu verhindern.

Flüchtlinge sollen legal und geordnet einreisen

Das guatemaltekische Institut für Migration rief die Flüchtlinge aus Honduras dazu auf, auf legale und geordnete Weise nach Guatemala einzureisen und angesichts der Corona-Krise die Hygienestandards einzuhalten. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass bei 21 Migranten eine Covid-19-Infektion festgestellt worden sei. Auch Mexiko forderte die Migranten zu legalen Methoden der Weiterreise und zur Vorlage eines gültigen negativen PCR-Test auf. Von den Flüchtlingen sind nach Angaben aus Guatemala rund 1.000 Migranten wieder nach Honduras zurückgekehrt.

Honduras ist eines der am härtesten von den Wirbelstürmen Iota und Eta betroffenen mittelamerikanischen Ländern. Der durch die Hurrikans im Herbst entstandene Gesamtschaden wird auf etwa 1,6 Milliarden Euro beziffert. In Honduras wurden alleine 45 Brücken zerstört und weitere 55 beschädigt, Hunderttausende Menschen wurden in der Region vorübergehend oder sind immer noch obdachlos. Hinzu kommt eine weit verbreitete Alltagskriminalität und Arbeitslosigkeit.


Quelle:
KNA , epd