Film über Männer jenseits der 40 und ihre Angst vor dem Alter

Ein Mann steht vor dem Abgrund. 70 Meter geht es in die Tiefe. Er zögert, dann springt er. Sein Schrei gellt durch die Luft!
Sekunden später reist ihn das Bungeeseil wieder nach oben, bevor er langsam auspendelt. Mit diesem Sprung will sich Harry noch mal beweisen, dass er mit 50 noch nicht zum alten Eisen gehört. Nach dem Sprung ist er stolz, es geschafft zu haben, auch wenn ihm seine Knochen wehtun. Das Alter fordert seinen Tribut, aber Harry will sich dem nicht beugen. Er sehe aus wie 40 und fühle sich wie 30. Harry kämpft gegen das Älterwerden, fährt leidenschaftlich gerne Motorrad, geht in die Disco und sucht nach seiner Traumfrau.

Beobachtungen im Bekanntenkreise brachten die Berliner Regisseurinnen Jana Matthes und Andrea Schramm, die 2007 für ihren Film «Im Schatten der Blutrache» mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurden, auf das Thema.

Mit dem 40. Geburtstag stelle sich für viele Männer die Frage nach dem Älterwerden. Damit tauchten auch Fragen auf wie «Was will ich noch erreichen, welche Träume habe ich nicht gelebt?», berichtet Andrea Schramm. Es war nicht einfach, Männer zu finden, die bereit waren, sich mit ihren Brüchen und Widersprüchen der Kamera zu stellen. Dabei werden in diesem Film nicht die Krisen und Probleme beleuchtet. Es sei ihnen in erster Linie darum gegangen zu zeigen, wie Männer mit den Veränderungen umgehen, die in der Lebensmitte auf sie zukommen.

Männliche Wechseljahre
Ab 40 beginnen die hormonellen Veränderungen im männlichen Körper, sagen die Wissenschaftler. Der Testosteronspiegel beginnt allmählich zu sinken. Der Prozess ist langsam und schleichend und nicht so abrupt wie im weiblichen Körper. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, dass Frauen mehr unter körperlichen Symptomen leiden, während die männlichen Wechseljahre eher zu einer Midlife Crisis führen.

Der 40. Geburtstag brachte auch für Stefan die Angst vor dem Alter. Er verliebte sich in eine wesentlich jüngere Frau. Rasa gibt ihm das Gefühl, viel jünger zu sein, als er ist; gleichzeitig führt das Zusammenleben mit ihr dazu, dass er immer wieder Vergleiche anstellt. Die Glatze, die sich andeutet, das kleine Bäuchlein - alles erlebt der Gaststätteneinrichter als ungute Anzeichen.

Drei höchst unterschiedliche Männergeschichten
Viele Männer versuchen, ihre Probleme mit dem Älterwerden durch Äußerlichkeiten zu kompensieren. Sie entwickeln sportlichen Ehrgeiz, fahren schnelle Autos, schielen nach jungen Frauen. Nicht so Robert, der dritte Protagonist dieses Films. Er hat nach einer schwerwiegenden Erkrankung sein ganzes Leben umgekrempelt. Der erfolgreiche Möbeldesigner verließ Frau und Kinder, gab seine gut dotierte Stellung auf und lebt heute allein und widmet sich ganz seiner Arbeit als Künstler. Jünger als er ist, möchte der 47-Jährige nicht sein. Aber er ist froh, dass er gelernt hat, mit seinen Gefühlen besser umzugehen.

Mit leicht ironischem Unterton erzählen Matthes und Schramm drei höchst unterschiedliche Männergeschichten. Sie zeigen, dass die Furcht vor dem Alter auch an den Männern nagt, auch wenn es allgemein heißt, dass Falten ein Männergesicht erst interessant machen.

Hinweis: «37 Grad: Noch mal richtig Gas geben - Männer in den Wechseljahren» Film von Jana Matthes und Andrea Schramm. ZDF, Di 1.9., 22.15 - 22.45 Uhr.