Das Erzbistum Bamberg hat einen neuen Weihbischof. Erzbischof Ludwig Schick legte am Samstag im Heinrichsdom dem gebürtigen Münchner Herwig Gössl (47) die Hände auf. Gössl, bisher Subregens im Würzburger Priesterseminar, ist Nachfolger des emeritierten Weihbischofs Werner Radspieler (75), der im vergangenen September aus Altersgründen zurücktrat. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er künftig Mitglied der Kommission für caritative Fragen.
An der Feier nahmen 13 Bischöfe und Weihbischöfe aus ganz Deutschland teil. Die bayerische Staatsregierung entsandte die Minister Joachim Herrmann und Melanie Huml, die Bundesregierung die Staatssekretäre Stefan Müller und Thomas Silberhorn (alle CSU).
"Kirche ist nicht denkmalgeschützt"
Schick sagte in seiner Predigt, die Kirche sei kein denkmalgeschütztes Gebäude. Bischöfe hätten den Auftrag, das Haus der Kirche weiterzubauen für die Menschen. Sie müssten bei der Verkündigung des Evangeliums auch bereit sein, ihr Leben einzusetzen. Vor allem gelte die Sendung der Kirche allen Menschen, die materiell, geistlich oder seelisch arm seien, betonte der Erzbischof.
Gössl wuchs in Nürnberg auf und trat nach seinem Abitur 1986 ins Bamberger Priesterseminar ein. Nach dem Theologiestudium wurde er 1993 in Innsbruck zum Priester geweiht. Nach zehn Jahren Gemeindeseelsorge wechselte er 2007 in die Priesterausbildung. Die Feier des Gottesdienstes ist dem neuen Bamberger Weihbischof besonders wichtig. Außerdem ist er seit Jahren im ökumenischen Dialog mit evangelischen und anglikanischen Theologen engagiert.
"Tu solus Dominus"
Gössls Wahlspruch lautet "Tu solus Dominus" (Du allein bist der Herr) und stammt aus einem Hymnus der Eucharistiefeier. In seiner Dankrede wandte sich der Weihbischof gegen Missdeutungen dieses "plakativen Satzes". Er sei kein Kampfwort, das sich gegen andere richte, die nicht an Jesus Christus glauben wollten oder könnten. Es gehe vielmehr um den Anspruch an sich selber. Er wolle sein Leben an Jesus ausrichten und nicht an eigenen Befindlichkeiten oder der öffentlichen Meinung, erklärte Gössl. Wer sich zum Gekreuzigten bekenne, müsse zudem einen besonderen Blick haben für das vielfältige Leid von Menschen.
Gössls Titularbistum ist Balecium, ein antiker Bischofssitz in Dalmatien, den es heute nicht mehr gibt. Weihbischöfe sind wie auch Kurienbischöfe sogenannte Titularbischöfe. Sie leiten keine eigenen Diözesen, sind aber durch die Weihe Diözesanbischöfen dem Rang nach gleichgestellt und etwa in der Bischofskonferenz oder einem Konzil genauso stimmberechtigt. In den Ortskirchen unterstehen sie als Helfer den Diözesanbischöfen und nehmen viele Termine in den Gemeinden wahr, vor allem Firmungen.