Festakademie zum diamantenen Priesterjubiläum von Benedikt XVI.

"Joseph, bleib so wie Du bist"

Sonderbriefmarken, Gedenkmünzen und ein Dokumentarfilm, Vorträge, Konzerte und viele Gottesdienste: Drei Wochen lang feiert die katholische Kirche in Deutschland und in aller Welt den 60. Jahrestag der Priesterweihe von Papst Benedikt XVI. Eröffnet wurde der Feierreigen am Wochenende mit einer ganztägigen Festakademie in Freising. Ein Besuch.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Ein wunderbarer Sommertag soll der 29. Juni 1951 gewesen sein. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen lassen dies zwar nicht erkennen, aber dass sich von der Priesterweihe auf dem Freisinger Domberg vor 60 Jahren überhaupt ein Film erhalten hat, ist für manche ein kleines Wunder. Dazu kommt: Niemand ahnte damals, dass unter den 45 jungen Männern, die von Kardinal Michael Faulhaber geweiht wurden, ein späterer Papst sein würde. Die Kamera hat Joseph Ratzinger sogar in Großaufnahme festgehalten, wie er mit gefalteten Händen ehrfürchtig ins Gotteshaus einzieht. Mit 24 Jahren war er der jüngste unter den Kandidaten.



Aus diesem Dokument sowie weiteren historischen Tonaufnahmen von Ratzinger-Predigten und Bildern ist nun ein gut 30-minütiger Film entstanden. Die vom Erzbischöflichen Ordinariat München in Auftrag gegebene Produktion hatte am Samstag in Freising Premiere. Bei der Festakademie anlässlich des diamantenen Priesterjubiläums des Papstes wurde er vor rund 150 Gästen gezeigt. Unter ihnen waren auch Papstbruder Georg Ratzinger sowie vier weitere Geistliche des Weihejahrgangs 1951. Auch der damalige Präfekt Prälat Alfred Läpple (96) war gekommen.



Läpple, Papstbruder Georg (87) und der ebenfalls wie die Ratzinger-Brüder aus Traunstein stammende Rupert Berger (84) erzählen in dem Film über die damalige Zeit. Noch genau erinnert sich Berger, wie Ende der 1940er Jahre die Seminaristen eifrig studierten, um endlich in die Seelsorge gehen zu können - "beim Joseph war es eher die Wissenschaft". Die Zeiten für Gebet, Unterricht und Freizeit seien genau bestimmt gewesen. Um 20.30 Uhr sollte Bettruhe herrschen, vor allem die Kriegsheimkehrer protestierten, sie handelten dann 22 Uhr aus.



Schön gesungen

Die spätere Primiz in Traunstein ist Georg Ratzinger noch gut im Gedächtnis. Sein Bruder habe am 8. Juli die Morgenmesse gefeiert, er dagegen das spätere Hochamt wegen der Musik. Die Chormitglieder hätten schön gesungen, "so gut sie es halt konnten", wie der einstige Leiter der "Regensburger Domspatzen" trocken bemerkt. Ein Satz, der im Publikum für Heiterkeit sorgte.



Wie überhaupt der ältere Ratzinger-Bruder immer für ein Bonmot gut ist. So habe sein Primizprediger angekündigt, 35 Minuten sprechen zu wollen, wenn er nichts vergesse. Dann aber seien es 20 Minuten gewesen. "Da muss er wohl was vergessen haben", mutmaßt der Prälat

60 Jahre später. Während Georg mit dem Thema Predigt locker umgeht, befasste sich der 27-jährige Jungpriester Joseph im Jahr 1954 damit theologisch. Die Predigt sei der eher "mühselige Teil" des priesterlichen Auftrags, ist seine zarte, leicht klagende Stimme im Film zu vernehmen. Meist hörten die Gläubigen nicht richtig zu, und wollten auch noch, dass es schnell vorbei sei.



Kardinäle und Bischöfe

Ausdauer dagegen bewiesen die Teilnehmer, darunter die Kardinäle Friedrich Wetter und Reinhard Marx, die Bischöfe aus Regensburg und Passau, Gerhard Ludwig Müller und Wilhelm Schraml, die zur mehrstündigen Festakademie gekommen waren. Das Papst Benedikt XVI.

Institut in Regensburg hatte eingeladen, und Bischof Müller präsentierte den bereits vierten Band der Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers, der dessen Texte zur Theologie und Spiritualität des Weihesakraments enthält.



Der frühere Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum", Kardinal Paul Josef Cordes, setzte sich in seinem Festvortrag kritisch mit neuen Pastoralkonzepten auseinander und betonte dabei die Bedeutung des Priesters. Kardinal Marx, der den abschließenden Festgottesdienst im Dom zelebrierte, bezeichnete die Weihe von neun Priestern am kommenden Samstag im Münchner Erzbistum als das vielleicht größte Geschenk für Benedikt XVI. zu seinem Jubiläum. Und des Papstes alter Freund Läpple wünschte dem Jubilar aus tiefsten

Herzen: "Joseph, bleib so wie Du bist."