Pontifikalamt im Kölner Dom am Zweiten Weihnachtstag

Fest der Heiligen Familie

DOMRADIO.DE übertrug am zweiten Weihnachtstag – zugleich Fest der Heiligen Familie – das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Ansgar Puff. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling. An der Orgel: Ulrich Brüggemann. – Das Fest des heiligen Stephanus entfällt in diesem Jahr, da der zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Sonntag fällt.

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )

Weihbischof Angsar Puff beantwortet in seiner Predigt die Frage: "Warum feiern wir eigentlich Weihnachten? Und warum ist Gott Mensch geworden?" Viele Theologen hätten immer wieder verschiedene Perspektiven und Antworten gefunden. Eine Legende des niederländischen Theologen Huub Oosterhuis von Jesus und dem Wolf gebe eine gute Perspektive auf die Menschwerdung Gottes, so Puff. 

Jesus und der Wolf

In der Legende nach Oosterhuis geht es um einen Wolf, der sich in der Heiligen Nacht aus Neugier und vor allem Hunger zum neugeborenen Kind im Stall aufmachte. "Ein leichtes Fressen", dachte er sich, wenn er an das kleine Kind denkt, und wartete bis Maria und Josef müde wurden. Er setzte schon zum Sprung an, da berührte ihn die Hand des Jesuskindes und sagte: "Lieber Wolf!". Mit solchen Worten hatte der Wolf nicht gerechnet, erst recht nicht, dass sein hässliches Fell nochmal jemand streichelt. Und aus seiner Tierhaut platzte im dunklen Stall von Bethlehem ein wirklicher Mensch. Er ging in die Welt und verkündete: "Dieses göttliche Kind kann dich erlösend berühren!"

Für Weihbischof Ansgar Puff symbolisiert die Legende zwei Dinge, die Weihnachten ausmachen. "Jesus berührt jede und jeden von uns. Er berührt uns erlösend, auch in uns löst sich etwas", so Puff. Das neugeborene Kind in der Krippe bringe das zum Vorschein, was in jedem Menschen stecke: Liebenswürdigkeit, Güte, Herzlichkeit. Hinter der Angst, der Fassade, ja oftmals der Show des Menschen stecke viel mehr. Die Worte Jesu in der Legende "Lieber Wolf" verdeutlichen den liebevollen Blick, der für den Weihbischof das zweite Merkmal der Legende ist: "Ein Weihnachtsblick, denn wir alle brauchen Augen die mehr sehen, als nur das Wölfische im Menschen", so Ansgar Puff.

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer veranschaulicht die Legende in anderen Worten: "Der Mensch wird nicht in eine ihn fremde Gestalt, in die Gestalt Gottes, sondern in seine eigene, ihm zugehörige und wesentliche umgestaltet. Der Mensch wird Mensch, weil Gott Mensch wurde. Aber der Mensch wird nicht Gott. Nicht er also konnte und kann den Wandel seiner Gestalt vollbringen, sondern Gott selbst verwandelt seine Gestalt in die Gestalt des Menschen."

Füreinander statt Gegeneinander

Der Weihbischof wünscht sich von Weihnachten auch ganz persönlich, dass aus dem Gegeneinander ein Füreinander wird: in der Familie, in der Gesellschaft – und auch im Erzbistum Köln. Er hoffe, dass sich das Misstrauen löst und ein ehrlicher Dialog entsteht, in denen sich Menschen begegnen, die ihre Vorurteile abbauen und keine Angst haben, in Schubladen gesteckt zu werden, weil sie anderer Meinung sind.
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Die Verehrung der Heiligen Familie begann im 17. Jahrhundert und nahm im 19. Jahrhundert einen Aufschwung. 1920 wurde das Fest für die ganze Kirche eingeführt. Es kündet von der Heiligen Familie, deren Frömmigkeit und Eintracht Vorbild sein sollen – ein aktuelles Motiv in unserer Zeit, in der die christliche Prägung der Familien mehr und mehr schwindet.

Seit 1976 wird in jedem Jahr der Familiensonntag bundesweit in allen Diözesen Deutschlands in der Regel am Fest der Hl. Familie begangen – eingebettet in ein familienpastorales Jahresthema. Es lautet in diesem Jahr: Alter, Pflege und Sterben in der Familie.
Damit nehmen die deutschen Bischöfe das vierte Lebensalter, die letzte Phase im Familienleben, in den Blick. Die Zeit ist geprägt vom Rückgang von Kraft und Gesundheit, von Pflege und Angewiesen-Sein und vom Sterben. Es hält neben den Herausforderungen aber auch Aspekte der Lebenserfahrung, Begleitung und des Dialogs der Generationen in Ehe und Familie bereit.
(Quellen: http://www.ehe-familie-kirche.de/ und TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Dezember 2021, www.tedeum-beten.de)


Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )