Felix Gmür wird Bischof von Basel – hier und in Sankt Gallen wählen die Domkapitel

Weltweit zweimalig

Felix Gmür, bislang Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz, wird Nachfolger von Kurienkardinal Kurt Koch als Bischof von Basel. Nirgendwo auf der Welt haben die Kirche vor Ort und der Staat so weitgehende Mitsprachemöglichkeiten bei der Ernennung eines neuen Bischofs wie in den Schweizer Bistümern Basel und Sankt Gallen. Dort gibt es eine Wahl des Bischofs. Und nicht allen passt das.

 (DR)

Grundlage der Bischofswahl in Basel ist ein Konkordat, also ein Abkommen zwischen Staat und Kirche von 1828. Mit den inzwischen zehn beteiligten Kantonen ist geregelt, dass die Domherren den Bischof aus den Reihen der Priester des Bistums wählen. Rom kann nur einige formale Kriterien prüfen, beispielsweise ob der künftige Oberhirte das Mindestalter für eine Bischofsernennung hat; danach ernennt der Papst den Gewählten.



Aber auch der Staat hat ein außergewöhnlich großes Wörtchen mitzureden. Bevor gewählt wird, konnten die Repräsentanten der Kantone aus einer Sechserliste des Domkapitels einzelne Namen streichen, wenn in ihnen "weniger genehme Person" gesehen wurden.



Unter den verbliebenen Kandidaten wählen die Domkapitulare den Bischof. Sowohl auf kirchlicher als auch auf staatlicher Seite wird seit langem darüber diskutiert, ob diese Möglichkeit der staatlichen Einflussnahme noch sinnvoll und zeitgemäß ist.



In der Schweiz ticken die Uhren ja ohnehin anders

Die Schweizer Eigenheit behagt in Rom nicht jedem. So verwunderten denn auch nicht spitze Bemerkungen, nachdem Mitte der 1990er Jahre der Baseler Bischof Hansjörg Vogel zurücktrat, als er Vaterfreuden entgegensah. Nachdem 1995 Vogels Bischofsnachfolger, der inzwischen nach Rom berufene Kardinal Kurt Koch, gewählt wurde, ließ sich der Vatikan demonstrativ einige Monate Zeit, um dessen Wahl zu bestätigen.



Auch jetzt dauerte es zweieinhalb Monate, bis Rom die am 8. September erfolgte Wahl von Felix Gmür, der bislang Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz war, bestätigte. Bereits vier Tage nach der Entscheidung der Domkapitulare hatte Gmür die Wahl angenommen. Nun hat Gmür auch offiziell den päpstlichen Auftrag erhalten, die größte Schweizer Diözese mit rund einer Million Katholiken zu leiten.

    

Sein Dienstsitz ist nunmehr das beschauliche Städtchen Solothurn, das in der Mitte zwischen Bern, Basel und Luzern liegt. Dort, im innerschweizerischen katholischen Kernland um den Vierwaldstättersee, studieren die angehenden Seelsorger des Bistums Basel Theologie. Auch diese Aufteilung ist mehr als außergewöhnlich- doch in der Schweiz ticken die Uhren ja ohnehin anders.