Da die rund 100 Mitglieder Wert auf die Gleichberechtigung der Geschlechter legen, sollen auch weibliche Gläubige im Ritus der Hagba'a nach der Lesung die Thora hochheben können, wie Aaron Knappstein vom Vorstand erläuterte. Außerdem werde im jüdischen Gottesdienst üblicherweise aus zwei verschiedenen Thora-Ausgaben vorgelesen.
Auf einer Thorarolle sind die fünf Bücher Mose handschriftlich festgehalten. Sie kostet nach Angaben von Knappstein je nach Größe zwischen 8.000 und 12.000 Euro. Das neue Stück wurde aus Spenden finanziert. Üblicherweise wird die Thora in einer Synagoge aufbewahrt; da die liberale Gemeinde keine Synagoge hat, kommt das neue Stück in ihren Räumen unter, die sie von der evangelischen Gemeinde Köln-Riehl angemietet hat.
"Wir haben einen festen Platz in Köln"
Mit der Einführungsfeier wollte die Gemeinde auch zeigen, dass sie in Köln einen festen Platz eingenommen habe, wie Knappstein betonte. Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit der großen Synagogen-Gemeinde Köln, die die liberale Gruppierung nicht an Zuschüssen des Landes Nordrhein-Westfalen beteiligen will. Sie begründet dies damit, dass die liberalen Juden nicht den Status einer Gemeinde hätten.
Der liberale Gemeinde nennt sich hebräisch "Gescher LaMassoret". Das bedeutet "Brücke zur Tradition". In den ersten Jahrzehnten nach dem Holocaust hatten die meisten jüdischen Gemeinden in Deutschland verschiedene Strömungen unter einem Dach vereint. Inzwischen haben sich in rund 25 Städten unabhängig davon liberale Gemeinden gegründet.
Feierliche Thora-Einführung bei liberalen Juden in Köln
Eine Thora für die Frauen
Die Jüdische Liberale Gemeinde Köln hat am Sonntag in einem feierlichen Ritual eine neue Thora in ihre Gebetsräume eingeführt. Die Gläubigen zogen mit der Pergamentrolle langsam vom Botanischen Garten zur Stammheimer Straße, wo sie mit Kantor Michael Lawton einen Gottesdienst feierten. Anschließend brachten sie das wertvolle Schriftstück im Thoraschrank unter. Bislang besaß die 1996 gegründete Gemeinde nur eine Thora, die aber besonders für Frauen zu schwer zu heben war.
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