Feier zu "750 Jahre Grundsteinlegung Altenberger Dom" mit Kardinal Meisner

Bau mit Zukunft und Vergangenheit

Anlässlich des Jubiläums feierten Joachim Kardinal Meisner und Abt Gregor Henckel-Donnersmarck vom Zisterzienserstift Heiligenkreuz am Sonntag ein Pontifikalamt in der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirche. In seiner Predigt erinnerte der Kölner Erzbischof an den Dom als "Faustpfand der bleibenden Gegenwart Gottes in unserer Mitte".

750 Jahre: Altenberger Dom / © Robert Boecker (DR)
750 Jahre: Altenberger Dom / © Robert Boecker ( DR )

Lesen und hören Sie hier die Predigt in voller Länge.

Kirche und Politik haben am Sonntag den 750. Jahrestag der Grundsteinlegung des Altenberger Doms im Bergischen Land begangen. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner feierte am Morgen ein Pontifikalamt, an dem auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
(CDU) teilnahm.

In seiner Predigt rief der Kardinal die Christen zu einem offenen Bekenntnis ihres Glaubens und zur Mitgestaltung der Gesellschaft auf. "Unsere missionarische Chance in Deutschland am Anfang des 21. Jahrhunderts ist viel besser, als wir glauben", sagte er. Mit Blick auf die zurückliegende kommunistische Herrschaft in Mittel- und Osteuropa und die gegenwärtige Debatte über Abtreibung und Biomedizin warnte er vor Staatsvergötterung und einer "Entheiligung der Welt". Sie führten die Menschen in die Unfreiheit.

Den Altenberger Dom würdigte Meisner als "Faustpfand der bleibenden Gegenwart Gottes in unserer Mitte". Er sei zugleich "die Visitenkarte für den Glaubensstand" in der dazu gehörenden Gemeinde.

Im Rahmen des 750-Jahr-Jubiläums des Doms sind rund 80 Konzerte, Gottesdienste, Kongresse, Ausstellungen und Führungen geplant. Das Gotteshaus wird als Simultankirche von der katholischen und evangelischen Gemeinde gemeinsam genutzt.

Rüttgers eröffnete am Mittag eine Ausstellung über den mittelalterlichen Baubetrieb. Sie trägt den Titel "Sie haben nicht auf Sand gebaut". Am Nachmittag feierte auch die evangelische Gemeinde einen Festgottesdienst mit Nikolaus Schneider, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Den Grundstein für das gotische Gotteshaus, das sowohl von evangelischen als auch von katholischen Christen als Gottesdienststätte genutzt wird, legte Graf Adolf IV. von Berg am 3. März 1259.

  
Wortgottesdienst
Die beglückende Erfahrung, Gottes Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht zu schauen - von ihr spricht Markus im heutigen Evangelium von der Verklärung Jesu. Die große Sehnsucht des Menschen, im leuchtenden Licht der Wahrheit zu leben, hat ihren Grund und ihr Ziel in Gott - dafür gibt es Zeugen. Aber woher sollen wir es nehmen, dieses Gottvertrauen? Oft leben wir so, wie wir eben leben: gott- und selbstvergessen in den Niederungen unseres Alltags, mit den unerträglichen Zumu-tungen hoffnungslosen Unheils in uns und um uns herum. Wie wohltuend ist es, mit-einander Sternstunden zu erleben und einander davon zu erzählen. Lebenswichtig aber ist es, die ungelösten Fragen zu teilen und auszuhalten - getragen von dem elementaren Vertrauen, das Paulus im Römerbrief kämpferisch auf den Nenner bringt: Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?


Erste Lesung
Ein Vater sieht sich mit dem Befehl konfrontiert, seinen Sohn zu töten: Die Geschich-te von Abraham und Isaak ist und bleibt skandalös. Warum eine solche Ungeheuerlichkeit im Buch der Erzelterngeschichten Israels? Was will sie von Gott erzählen, was sagt sie über den Menschen? Die Anfechtungen, die Menschen durch Leiden, Verlust und Tod erleben, lassen sich - so die Geschichte - verstehen und bestehen als eine Probe des Vertrauens auf die größere Güte Gottes. Der Gott Abrahams will kein Menschenopfer, er erweist sich als der Gott des Lebens und der Zukunft. Im Islam gilt Abraham als der erste und vollkommene Muslim. Die Gestalt Abrahams verbindet die großen abrahamitischen Weltreligionen: Abraham als Urbild des beharrlich glaubenden Menschen, der sich in seinem Gottvertrauen nicht beirren lässt. Abraham als Urbild des gesegneten Menschen, der auch für andere zum Segen wird.


Zweite Lesung
In seinem Brief an die Gemeinde in Rom legt Paulus ausführlich dar, was für ihn das Evangelium Jesu Christi ist. Gott ist auf unserer Seite: Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? In Jesus Christus hat Gottes Zuwendung zur Welt heilsame Gestalt angenommen. Wer ist dann gegen uns? Oft sind wir es selbst. Wir sind in uns ver-krümmt und gefangen, wir verstellen uns den Weg zum Leben. Uns gilt das heilende Wort: Wir dürfen uns aufrichten. Wir dürfen unseren Weg befreit weiter gehen. Wir dürfen leben. Wir brauchen uns nicht zu rechtfertigen: Gott ist es, der gerecht macht.

Evangelium
Der Aufstieg zum Gipfel des Berges - das strahlende Einleuchten der göttlichen Wahrheit - das Festhaltenwollen - die Notwendigkeit des Abstiegs in die Niederun-gen - das Geheimnis - die ungelösten Fragen: all das klingt zusammen im Evangeli-um von der Verklärung Jesu. Vor Petrus, Jakobus und Johannes, den drei erwählten Jüngern, erscheint Jesus in seiner Herrlichkeit. Die Gegenwart Gottes wird für sie unmittelbar erfahrbar, sie hören seine Stimme in aller Klarheit. Das Glück dieses Gip-felerlebnisses - wer könnte es nicht nachempfinden! Aber: Es lässt sich nicht einmauern, festhalten. Unausweichlich: der Abstieg hinunter in die Alltäglichkeit, die Angst vor Leiden und Tod, das Aushalten der letzten Fragen. Was bleibt: die leuch-tende Erinnerung und die große Hoffnung, dass das Leben ein für alle Mal stärker ist als der Tod.

Von Christus ist zu lernen:
Je glücklicher einer ist,
umso leichter kann er loslassen.
Seine Hände krampfen sich nicht
um das ihm zugefallene Stück Leben.
Da er die ganze Seligkeit sein nennt,
ist er nicht aufs Festhalten erpicht.
Seine Hände können sich öffnen.

Dorothee Sölle

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)