Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt

Bischof Jung übt Kritik

Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt. Das hat der Stadtrat nach langer Debatte mit 27 zu 14 Stimmen beschlossen. Der Würzburger Bischof Franz Jung bedauert die Umbenennung und bewertet sie als falsch.

Kardinal Joseph Frings (m.), Erzbischof von Köln, und Kardinal Michael von Faulhaber (r.), Erzbischof von München und Freising im Jahr 1951 / © Dux (KNA)
Kardinal Joseph Frings (m.), Erzbischof von Köln, und Kardinal Michael von Faulhaber (r.), Erzbischof von München und Freising im Jahr 1951 / © Dux ( KNA )

Die dritte Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) stellte den Antrag, den Platz gegenüber dem Mainfranken-Theater nach der kürzlich in Würzburg verstorbenen CSU-Politikerin und einstigen Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu benennen. Abgestimmt werden kann darüber aber erst in einer späteren Sitzung.

Umstrittene Haltung des Kirchenmanns während der NS-Zeit

In der Debatte ging es vor allem um die umstrittene Haltung des Kirchenmanns während der NS-Zeit. Der Rat setzte sich mit seiner Entscheidung über das Ergebnis eines von der Stadt selbst ausgerichteten Expertengesprächs im vergangenen Sommer hinweg. Dort hatten sich alle geladenen Historikerinnen und Historiker gegen eine Umbenennung ausgesprochen und stattdessen eine historische Einordnung in Form einer zusätzlichen öffentlichen Information vorgeschlagen.

Kardinal Michael von Faulhaber (KNA)
Kardinal Michael von Faulhaber / ( KNA )

Der langjährige Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) stammte aus Unterfranken und erhielt in Würzburg seine theologische Ausbildung. Er gilt als eine der markantesten Persönlichkeiten unter den deutschen Bischöfen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Seine Haltung zu Adolf Hitler und der NS-Bewegung wird von vielen Forschern als "zwiespältig" beschrieben. So glaubte Faulhaber lange an einen möglichen Ausgleich zwischen dem "Führer" und der katholischen Kirche. Der Platz in Würzburg erhielt auf Beschluss des Stadtrats ein Vierteljahr nach Faulhabers Tod seinen Namen.

Kritik von Bischof Jung

Bischof Jung kritisierte in seiner Stellungnahme, dass der Stadtrat das einstimmige Votum ausgewiesener Experten "letztlich für irrelevant erklärt" habe. "Dieser politische Umgang mit historischer Wissenschaft ist ausgerechnet in einer Universitätsstadt sehr fragwürdig."

Bischof Franz Jung / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz Jung / © Harald Oppitz ( KNA )

Kritische Urteile über Personen und ihr Handeln seien "berechtigt und notwendig", so der Bischof. "Ebenso sollte der kritische Blick auf die eigene Geschichte vor allzu großer Selbstsicherheit beim Handeln in der Gegenwart bewahren", fügte er hinzu. "Das Bistum Würzburg wird Kardinal Michael Faulhaber als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert auch weiterhin ein ehrendes Gedenken bewahren."

Bistum Würzburg

Blick auf die Würzburger Altstadt mit Marienkapelle (shutterstock)
Blick auf die Würzburger Altstadt mit Marienkapelle / ( shutterstock )

Dr. Franz Jung ist der 89. Bischof von Würzburg auf dem Stuhl des heiligen Burkard und direkter Nachfolger von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, der das Bistum Würzburg von 2004 bis 2017 leitete. Zur langen Liste von Würzburger Oberhirten, die seit der Gründung des Bistums im Jahr 742 an der Spitze der Kiliansdiözese standen, gehören die heiligen Bischöfe Bruno und Adalbero, bekannte Fürstbischöfe wie Julius Echter von Mespelbrunn, die Schönbornbrüder oder Franz Ludwig von Erthal sowie Hirten des 20. Jahrhunderts wie Matthias Ehrenfried, der spätere Kardinal Dr.

Quelle:
KNA