Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Dienstag der Karwoche

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

Symbolbild: Fastenzeit  / © Marie Accomiato (KNA)
Symbolbild: Fastenzeit / © Marie Accomiato ( KNA )

Schrifttext:

Joh 13,21-33.36-38

In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde.

Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte: Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 

Impuls:

„Das hat mich aber ganz schön enttäuscht.“ Enttäuschungen erfahren wir doch fast tagtäglich. Dann, wenn wir etwas Anderes erwartet hätten als die Realität zeigte. Wir sind enttäuscht von Menschen, von Erlebnissen, usw. Und oft verbindet sich das mit einer tiefen Verletzung in der Seele, wo es schwer fällt drüber hinweg zu kommen.

Enttäuschung, das spüre ich auch im heutigen Evangelium. Nicht nur bei Jesus, sondern ganz allgemein bei einigen der Akteure. Dass Jesus enttäuscht sein muss ist dabei ziemlich klar. Die Tatsache, dass einer seiner engsten Vertrauten ihn verraten wird ist schon furchtbar genug. Und gleichzeitig weiß er auch, dass Petrus ihn gleich dreimal verleugnen wird.

Judas, so wage ich zu behaupten, war vielleicht auch enttäuscht. Keine Ahnung, was er von Jesus erwartet hat, aber er war doch auch einmal ein glühender Jesusanhänger. Irgendetwas muss passiert sein, weshalb er enttäuscht von dannen zieht und ihn gar verrät. Sein Motiv wird uns auf ewig ein Rätsel bleiben.

Und dann Simon Petrus: auch er wirkt enttäuscht. Jesus spricht davon, dass er nicht mehr lange bei seinen Jüngern sein wird. Auf die Frage wohin er geht bekommt Petrus nur die Antwort: „Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen.“

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das Evangelium von heute liefert, wie ich finde, eine ziemlich depressive Stimmung. Und das, obwohl die Beteiligten zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich erahnen können, dass der Weg Jesu kurze Zeit später am Kreuz enden wird. Alle Beteiligten müssen sie aushalten. Da ist auch bei uns so, wenn wir enttäuscht werden.

In der Erfahrung der eigenen Verletzlichkeit und der eigenen Enttäuschung liegt jedoch auch die Chance, mit sich selbst nochmal ins Zwiegespräch zu gehen. Denn nicht nur wir werden enttäuscht, sondern wir enttäuschen auch andere. Vielleicht ist das ja ein Anhaltspunkt für den heutigen Tag, das eigene Tun und die Erwartungen der Mitmenschen an uns nochmal zu überdenken.  


Kaplan Thomas Hufschmidt (privat)
Kaplan Thomas Hufschmidt / ( privat )
Quelle:
DR