Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Montag der Karwoche

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

 (DR)

Schrifttext:

Joh 12,1-11

Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte. Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch. Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesu glaubten.

Impuls:

So leben als ob es kein Morgen mehr gibt. Eine etwas vermessene Formulierung. Vor allem, weil sie so vielschichtig auszudeuten ist. So leben, als ob es kein Morgen gibt. Das hört sich nach vollem Genuss an, nach Leben ins Saus und Braus.

Dabei kann dahinter durchaus ein biblisches Grundmotiv stecken. Im Evangelium haben wir gehört, dass Jesus in Betanien bei Marta, Maria und Lazarus ist. Maria salbt Jesus mit kostbarem Nardenöl die Füße. Judas Iskariot hakt dabei ein und beschwert sich über diese Verschwendung. Seine Motive sind vielschichtig und wollen uns jetzt nicht weiter interessieren. Umso mehr sollten wir auf die Antwort Jesu blicken: „Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch.“ Mit anderen Worten: Mich habt ihr jetzt bei euch, jetzt, just in diesem Moment.

Jesus verteidigt in dieser Situation Maria vor dem Urteil des Judas Iskariot. Jesus sagt nichts anderes als das, was ich anfangs gesagt habe: So leben, als ob es kein Morgen mehr gibt. Jetzt, in diesem Moment ist Jesus da. Aber er wird es nicht mehr lange sein, weil er von seiner Passion schon selbst weiß. Er wird nicht mehr lange da sein. Also heißt es: lebe jetzt!

Das ist ein Auftrag an uns: So leben, als ob es kein Morgen mehr gibt. Nicht im Sinne des Konsumierens und des Materialismus, also sozusagen jetzt noch alle Highlights erleben und besitzen zu müssen. Nein: lesen wir lieber zwischen den Zeilen. So leben, als ob es kein Morgen mehr gibt in dem Sinne, dass das Leben in seiner ganze tiefe genossen werden sollte.  


Kaplan Thomas Hufschmidt (privat)
Kaplan Thomas Hufschmidt / ( privat )
Quelle:
DR