Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Palmsonntag

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

Kreuz aus Palmzweigen    / © Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Kreuz aus Palmzweigen / © Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Schrifttext:

Mk 11,1-10

Es war einige Tage vor dem Osterfest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er läßt ihn bald wieder zurückbringen.

Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

Impuls:

Der Einzug Jesu in Jerusalem steht in totalem Kontrast zu unserer Vorstellung eines feierlichen Einzugs. Ich gebe gern zu, dass das Bild auch mich heute nicht mehr verwundert. Das liegt aber mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass ich mich durch das Mitfeiern der Ostergeheimnisse mittlerweile schon daran gewöhnt habe. Die Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem verwundert mich jedenfalls nicht mehr. Wagen wir doch einmal das Experiment das Evangelium neu auf uns wirken zu lassen.

Jesus zieht ein in Jerusalem. Ja, nicht nur das: er zieht ein auf einem Esel, einem kleinen Esel. Es kann gut sein, dass das Tier sogar so klein war, dass seine Füße auf dem Boden hingen. Er, der Messias, zieht auf einem Esel ein. Das ist doch nicht wirklich normal, oder?

Ich finde, dass dieses Bild in totalem Kontrast zu unseren Vorstellungen steht. Er, der Messias, auf einem Esel. Wir, so wage ich zu behaupten, könnten das ganz anders tun, wenn wir wollten. Wir würden doch eher dazu neigen, alles Mögliche aufzufahren, um wirklich groß und erhaben, nicht auf einem Esel, sondern auf einem stattlichen Pferd, einzuziehen.

Gerade mit dieser Tatsache können wir etwas für uns gewinnen. Jesus lädt uns ein, in einer besonderen Haltung in diese Karwoche zu starten. Indem er selbst auf prunkvolles Auftreten verzichtet – was ja in dem Einzug auf dem Esel zum Vorschein kommt – geht er den Weg des Verzichts und der Gewaltlosigkeit. Obwohl die Menge ihm zuruft "Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!" gibt er sich bescheiden. Er lebt uns vor was es heißt, nicht überheblich zu werden, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Gehen wir auch so in die Heilige Woche. Seien sie Kontrast zur Welt. Nicht so laut, nicht so schnell, nicht so hektisch. Sondern genau ein Kontrapunkt zur Geschäftigkeit.


Kaplan Thomas Hufschmidt (privat)
Kaplan Thomas Hufschmidt / ( privat )
Quelle:
DR