Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Samstag der vierten Fastenwoche

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

Präambel des Grundgesetzes vor der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein / © Marcus Brandt (dpa)
Präambel des Grundgesetzes vor der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein / © Marcus Brandt ( dpa )

Schrifttext:

Joh 7,40-53

In jener Zeit sagten einige aus dem Volk, als sie Jesu Worte hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Er ist der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiläa?

Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte? So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen. Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. Da entgegneten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen? Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es. Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut? Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa. Dann gingen alle nach Hause.

Impuls:

Das wirkt fast wie eine Kapitulation, liebe Mitchristen. Als sich die Pharisäer nicht mehr verbal wehren können, gehen sie einfach nach Hause. Das muss ja auch eine ziemlich peinliche Situation sein, wenn Nikodemus, ein Mann aus ihren Reihen, sie mit den eigenen Waffen, dem Gesetz, überführt. 

Wenn wir es nicht besser wüsste könnte man fast davon ausgehen, das war’s, sie lassen ab von Jesus. Aber Karfreitag und Ostern wird es uns ja wieder zeigen, dass dem nicht so war.

Die Pharisäer, so kommt es mir vor, sind gefangen in ihrem eigenen System. Sie kommen da auch nicht heraus und versuchen alles, um mit ihrem Gesetz und ihren Argumenten Jesus zu überführen.

Es kommt mir leider auch in der Kirche hin und wieder so vor, als seien wir nur noch Diener des Gesetzes, als seien wir gefangen in irgendwelchen Strukturen, in unserem System. Oft ist da dann auch kein Leben, nur Gejammer über das, was einmal war und heute nicht mehr ist. Weit weg scheint da die Kapitulation auch nicht mehr zu sein. Ähnlich wie bei den Pharisäern im Evangelium.

Ich glaube, wir müssen uns eines als Kirche und als Christen immer wieder bewusstmachen: es geht nicht nur um die Form, um die Norm, ums Gesetz, um die Vorschrift, sondern um Jesus Christus, der unser Leben will. Wenn sie vielleicht heute Morgen der Vergleich mit den Pharisäern erschreckt hat, dann ergibt sich ja eventuell heute schon die Gelegenheit was daran zu ändern. Bitte nicht resignieren und alle nach Hause gehen, sondern bleiben und anpacken.


Kaplan Thomas Hufschmidt (privat)
Kaplan Thomas Hufschmidt / ( privat )
Quelle:
DR