Fastenimpuls mit Pfarrer Gerhard Dane

Freitag, 22. März 2013

In den gut sechs Wochen der Fastenzeit betet Pfarrer Msgr. Gerhard Dane mit Ihnen an jedem Morgen um 6 Uhr die tägliche Laudes. Die Fastenimpulse können auch hier online gelesen und angehört werden.

Msgr. Gerhard Dane (DR)
Msgr. Gerhard Dane / ( DR )

 

Heiliges Evangelium nach Johannes 10, 31-42

In jener Zeit hoben die Juden Steine auf, um Jesus zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. Jesus erwiderte ihnen: Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Menschen Götter genannt hat, an die das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst Gott - weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht. Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt. Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin. Wieder wollten sie ihn festnehmen; er aber entzog sich ihrem Zugriff. Dann ging Jesus wieder weg auf die andere Seite des Jordan, an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte; und dort blieb er. Viele kamen zu ihm. Sie sagten: Johannes hat kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes über diesen Mann gesagt hat, ist wahr. Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.

Auslegung von Pfarrer Gerhard Dane:

Ist er wirklich Gottes Sohn? Liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, das bezweifeln heute viele, nicht nur Juden, nicht nur Moslems. Auch unter den Christen gibt es viele die verständnislos den Kopf schütteln, wenigstens wenn sie ehrlich sind und sie werden so oder so den Koran zitieren wo es heißt: er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, der eine, der einzige und Israel bekennt in seinem kurzen Glaubensbekenntnis: Höre Israel, Adonahe ist einzig. Dies kann natürlich nicht nur als nummerische Aussage verstanden werden. Hier geht es nicht nur um die Einzahl sondern um die Einzigkeit, das ist ein Wort der Liebessprache. Wie ein Junge zu seinem Mädchen sagt 'du bist wirklich einzig, Einzigartig' und umgekehrt. Kann Gott einen Sohn haben? Der Evangelist Johannes führt uns heute vor Augen, dass Gott sogar viele Söhne hat, Söhne und Töchter. Im ersten Testament, in der Bibel die wir mit den Juden gemeinsam haben steht es immer wieder, ja sogar der Ausdruck 'Ihr seit Götter' findet sich in einem Psalm. Götter, d.h. Gott ähnliche, Gott gleiche Menschen, als Mann und Frau erschuf er sie, als Gottes Abbild schuf er sie, das steht schon auf der ersten Seite der Bibel. Woher kommt die Aufregung?

Wenn wir alle Söhne und Töchter Gottes sind warum sollen wir dann nicht von einem Menschen, von einem Mitmenschen sagen dürfen - in ihm ist unüberbietbar und einzigartig Gott uns entgegengekommen. Gottes Sohn, damit meinen wir natürlich nicht eine biologische Abkunft, eine Zeugung, so wie ich der Sohn meines Vaters und Sie die Tochter ihres Vaters sind. Nein, wir meinen damit, so wie wirs im Alltag ja auch sagen, schau mal der Junge da drüben, ganz der Vater. So redet er, so sieht er aus, so handelt er, so fühlt er offenbar, an ihm erkennen wir den Vater wieder der vielleicht schon länger gestorben ist oder im Ausland lebt. Im Hebräerbrief wird statt Sohn auch oft vom Abbild gesprochen, vom Spiegel des ewigen Gottes. Jesus Abbild und Spiegel, eingeprägt in unsere Menschlichkeit, der den kein Mensch je gesehen hat, Gottes Sohn. Die Christenheit hält an diesem Bekenntnis fest, das in ihm unüberbietbar der Unvorstellbare sich uns vorgestellt hat. Wer Gott diese Vorstellung untersagen will stellt sich über Gott. Dem Geheimnis nachsinnen, vielleicht auch andere Worte als den Ausdruck 'Gottes Sohn' suchen, andere Worte die ähnliches sagen und doch noch klarer herüberbringen was wir eigentlich meinen. Gott beim Menschen, Gott im Menschen erfahrbar, nahe. An diesem Bekenntnis scheiden sich auch heute die Geister. Heute, eine Woche vor dem Karfreitag sollten wir für uns diese Frage ein wenig mehr klären. Vielleicht vor einem kurzen Gebet an einem Kreuz.