Fastenimpuls mit Pfarrer Gerhard Dane

Mittwoch, 6. März 2013

In den gut sechs Wochen der Fastenzeit betet Pfarrer Msgr. Gerhard Dane mit Ihnen an jedem Morgen um 6 Uhr die tägliche Laudes. Die Fastenimpulse können auch hier online gelesen und angehört werden.

Msgr. Gerhard Dane (DR)
Msgr. Gerhard Dane / ( DR )

 

Heiliges Evangelium nach Matthäus 5,17-19

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelsreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.

Auslegung von Pfarrer Gerhard Dane:

Am Evangelium dieses Tages, liebe Hörerinnen und Hörer, kann man sich die Zähne ausbeissen. Wenn die Christen es wörtlich genommen hätten, hätten sie sich nie entwickeln können. Denn hier steht doch ziemlich klar 'ihr müsst wie die Juden die über 600 Gebote der Thora halten, wie die Juden es auch tun. Immerhin, wer eins von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt der kommt noch ins Himmelreich' heißt es da bei Matthäus, aber wird der kleinste sein. Wir Christen sind mit der Weisung des Mose, wie man das Wort Gesetz besser übersetzt, wir sind mit der Thora doch recht großzügig umgegangen. Wir halten den Sabbat alle nicht, wir haben ihn einfach um einen Tag verschoben, die Speisevorschriften interessieren uns überhaupt nicht mehr und wenn wir nicht so großzügig mit den Geboten frommer Juden umgegangen wären, wir hätten uns bestimmt nicht um die Erde verbreitet, wir wären bestimmt eine jüdische Sekte geblieben.

Der Punkt in diesem Evangelium um den es hier, ich möchte fast sagen, um Wert und Gültigkeit geht, heißt: ich bin nicht gekommen um aufzuheben sondern um zu erfüllen. Erfüllen kann heißen: Wort für Wort genau befolgen. Erfüllen kann aber auch heißen: zum eigentlichen Sinn bringen. Wer den Nächsten liebt hat das Gesetz erfüllt, dass ist die Lösung die uns im Testament vorgeschlagen wird. Wer den Nächsten liebt, wer wie Jesus sagt, das wichtigste Gebot ist die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen. Wer diesen Maßstab in allen Fragen anlegt der wird nicht in die Irre laufen. Auch die aktuellen Fragen die uns heute bedrängen, wie gehen wir mit Leben und Tod, mit dem Anfang und mit dem Ende des Lebens um, all die schwierigen Fragen von denen man vor 2000 Jahren noch nichts wissen konnte, gehören unter diese Klärungsfrage: was ist jetzt die größere Liebe? Die größere Liebe zu Gott? Die größere Liebe zu den Nächsten? Wir könnten also sagen: liebe jüdischen Brüder und Schwestern - nein, wir werfen die Thora nicht weg, aber wir kommen zum Kern und darüber möchten wir gern mit euch sprechen. Geht es heute 2013 um die minutiöse Befolgung kleinster Speisevorschriften oder geht es vor allem um die Liebe zu Gott und den Menschen?