Fastenaktionen setzen auf Umweltschutz

Bewusster leben statt verzichten

Die Fastenzeit läuft. Viele Fastenaktionen der kirchlichen Hilfswerke und Pfarreien setzen auf Umweltschutz und einen bewussteren Umgang mit der Schöpfung - zum Beispiel beim Auto- und Plastikfasten.

Autor/in:
Maike Müller
Auftakt der Fastenzeit (KNA)
Auftakt der Fastenzeit / ( KNA )

Viele Menschen nutzen die am Aschermittwoch begonnene Fastenzeit, um ihre Lebensweise zu überdenken und neue Wege einzuschlagen: eine Zeitlang auf die geliebte Schokolade, das frische Bier oder den gewohnten Kaffee verzichten. Oder beim Einkauf bewusst auf Produkte aus Fairem Handel achten. Auch in diesem Jahr bieten Hilfswerke, Vereine oder Pfarreien der katholischen und evangelischen Kirche Aktionen zur Fastenzeit an. Umweltschutz und ein bewussterer Umgang mit der Schöpfung stehen im Mittelpunkt vieler großer und kleiner Projekte.

Tauschparties und Autofasten

Das bischöfliche Hilfswerk Misereor fasst mit seiner Fastenaktion ein großes Ziel ins Auge: die Auswirkungen des Klimawandels langfristig verringern. Die Philippinen sind das Beispielland der Aktion unter dem Motto "Neu denken! Veränderung wagen." Das Hilfswerk sammelt während der Fastenzeit Spenden, mit denen Projekte gegen die Auswirkungen des Klimawandels unterstützt werden sollen.

Daran knüpft eine gemeinsame Jugendaktion von Misereor und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an. Unter dem Motto "Basta. Wir brechen die Flut" wollen die Organisatoren Jugendlichen und jungen Erwachsenen Alternativen zu ihrem Konsumverhalten aufzeigen. Dazu rufen die Verbände zu landesweiten Tauschparties auf. Feiern, tanzen und dabei auch noch die Umwelt schonen, so lautet die Idee hinter der Aktion. Die Jugendlichen bringen zu ihren selbst organisierten Parties alte CDs, Bücher oder Kleidung mit und tauschen, was das Zeug hält.

Getauscht wird auch beim Autofasten. Den PKW einfach mal stehen lassen und aufs Rad umsatteln oder zu Fuß gehen, Fahrgemeinschaften bilden oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen ist die Idee dahinter. Und die findet Anklang. So ruft zum Beispiel das Bistum Trier bereits zum 18. Mal zu mehr Schöpfungsverantwortung im Alltag auf, um "in diesem Sinne neu in Bewegung zu kommen", wie es auf der Internetseite des Bistums heißt. Die Initiative ist ein ökumenisches Projekt von evangelischen und katholischen Christen in Deutschland und Luxemburg. Teilweise stellen Verkehrsverbünde der beteiligten Regionen Gratistickets oder vergünstigte Fahrkarten aus.

CO2-Fasten und Plastikfasten

In eine ähnliche Richtung zielt das sogenannte CO2-Fasten der Kirchlichen Jugendarbeit der Diözese Würzburg (kja). Das Besondere: Auf der Internetseite und in den Sozialen Netzwerken Facebook und Twitter veröffentlichen die Verantwortlichen Impulse von Jugendlichen für Jugendliche. Außerdem wird ein CO2-Rechner angeboten, mit dem der Nutzer seinen jährlichen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß berechnen und mit dem Durchschnittswert eines Bundesbürgers vergleichen kann.

Auch der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ruft zu einem bewussteren Umgang mit der Umwelt auf. Jeder Deutsche verbraucht demnach 117 Kilogramm Plastik im Jahr. Darum rufen der KDFB-Diözesanverband Augsburg und der VerbraucherService Bayern (VSB) in den diesjährigen Fastenwochen zum "Plastikfasten" auf. Gemeint sind hauptsächlich Plastiktüten. Aber Kunststoffe kämen auch bei Kosmetika und Körperpflegemitteln zum Einsatz, so die Initiatoren.

Evangelische und ökumenische Aktionen

Während die evangelische Kirche mit der Aktion "7 Wochen ohne Runtermachen" dazu aufruft, sich und andere anzunehmen, setzt die lutherische Kirche in Norddeutschland auf regionale Produkte und Erzeugnisse aus Fairem Handel. Dazu legt die ökumenische Aktion ihren Fokus nicht primär auf Verzicht, sondern lädt zu "einer Fastenzeit mit viel Genuss" ein. Das soll nach Angaben der Organisatoren dazu ermutigen, Neues auszuprobieren und die eigenen Konsumgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. So könne die Fastenzeit für neue Wege und Ziele genutzt werden.

Für neue Ziele auf altbewährten Wegen hat sich der in Hamburg ansässige ökumenische Verein "Andere Zeiten" entschieden. Jede Woche versenden die Organisatoren einen "echten Brief" an die Teilnehmer, heißt es auf der Internetseite. Die darin enthaltenen Impulse und Anregungen sollen die Empfänger in ihrem Fastenvorhaben unterstützen - oder auch einfach eine kleine Freude machen. Das Motto: "Wer fastet, der hat die Chance, sich selbst zu überraschen". 

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA