Fast 30 Millionen Klicks für singende Ordensschwester

"Ich bin der Teufel und du das Weihwasser"

Weit über 28 Millionen Mal wurde das YouTube-Video ihres Auftritts geklickt. Die sizilianische Ordensschwester Cristina hat mit ihrem Vorsingen bei der TV-Castingshow "The Voice of Italy" einen Begeisterungssturm im Netz ausgelöst.

Cristina Scuccia, singende Nonne / © Rai2
Cristina Scuccia, singende Nonne / © Rai2

Die vier Jury-Mitglieder, die laut den Regeln der Show zu Beginn mit dem Rücken zur Bühne saßen und «blind» lauschten, trauten ihren Augen nicht, als sie schließlich sahen, wer den Titel "No One" der US-amerikanischen Sängerin Alicia Keys schmetterte. Vor ihnen stand Cristina Scuccia, in schwarzer Ordenstracht ein silbernes Kreuz um den Hals, Brille auf der Nase und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Das Publikum johlte und hinter der Bühne jubelten die deutlich älteren Mitschwestern von Cristina.

Ob sie eine echte Schwester sei, fragte Jurorin und Sängerin Raffaella Carra. "Sehr echt", so die Antwort der Schwester, die der Kongregation der Ursulinenschwestern von der Heiligen Familie angehört und in Mailand lebt. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie beim italienischen Good News Festival, einem von TV2000, dem Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz, organisierten Musikfestival den ersten Platz belegt. Singen sei ihre wahre Leidenschaft, so Scuccia. Da ihre Gemeinschaft keine Klausur kennt, sie also nicht abgeschieden von der Welt in einem Kloster lebt, steht ihr eine Gesangskarriere durchaus offen. Strenggenommen ist sie daher allerdings auch keine Nonne, sondern eine Ordensfrau.

Anruf von Franziskus erwartet

Was über ihren Auftritt im Vatikan gesagt werde, wisse sie zwar nicht, "aber ich erwarte einen Anruf von Papst Franziskus", antwortete die Ordensschwester schlagfertig auf die Nachfrage der Jury. Franziskus sage immer, man solle hinausgehen und das Evangelium verkünden, und sie mache das eben bei der Talentshow. Das Publikum tobte und forderte eine Zugabe.

Nicht nur das Video, das von den Machern der Sendung auf YouTube gestellt wurde, stößt weltweit auf Interesse. Auch in den Sozialen Netzwerken ist der Name der singenden Schwester bereits ein geläufiger, und die Bekanntheit wächst. So wurden vergangene Woche eigens für die Schwester mehrere Facebook-Fan-Seiten eingerichtet.

"Wunderschöne und pure Energie"

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter sind unter dem Hashtag #suorcristina mehr als 11.000 Tweets zu finden. Alicia Keys, deren Song Schwester Cristina für ihr Vorsingen gewählt hatte, zeigte sich ebenfalls auf Twitter begeistert. "Nun, so sieht wunderschöne und pure Energie aus", schrieb die Sängerin und wies mit einem Link auf das YouTube-Video hin. Ebenso kommentierte die Schauspielerin Whoopi Goldberg, die in dem Film "Sister Act" in die Rolle einer Nonne schlüpfte, den Auftritt der singenden Schwester Cristina mit den Worten: "Wenn man eine Kostprobe von Sister Act haben möchte".

Zustimmung aus dem Vatikan

Ob Papst Franziskus die junge Ordensschwester angerufen hat oder noch anrufen wird, ist unklar. Zustimmende Worte aus dem Vatikan gab es aber bereits. So twitterte Kurienkardinal Gianfranco Ravasi nach dem Auftritt eine Bibelstelle: "Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat" und verwies mit #suorcristina auf die Schwester und ihr Gesangstalent.

Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" zog Anfang dieser Woche angesichts des großen Interesses bereits eine Parallele zu dem weltbekannten Video des südkoreanischen Rappers Psy. Dessen Musikvideo "Gangnam Style" wurde binnen 24 Stunden rund 38 Millionen Mal geklickt.

Schwester Cristina darf auf alle Fälle weiter singen. Da sich alle vier Jury-Mitglieder während der "Blind Auditions»´" umdrehten, um ihr Interesse an der Stimme zu bekunden, war die 25-Jährige nicht nur sicher in der nächsten Runde, es stand ihr auch die Wahl eines Coaches offen. Sie entschied sich für den italienischen Rapper J-Ax: "Ich bin der Teufel und du das Weihwasser", warb der Musiker um die Gunst der singenden Ordensschwester.


Quelle:
KNA