Faruk Sen will gegen Zentrum für Türkeistudien klagen

Nicht ohne Gegenwehr

Der nach seinem umstrittenen Vergleich von Türken und Juden beurlaubte Direktor des Essener Zentrums für Türkeistudien (ZfT), Faruk Sen, will seine Abberufung mit allen Mitteln verhindern. "Das offenkundig politisch motivierte Komplott eines dreiköpfigen Vorstands gegen mich werde ich gegenüber dem Kuratorium bis zu dessen Sitzung Mitte Juli aufklären", sagte der 60-jährige Wissenschaftler dem Münchner Nachrichtenmagazin "Focus". Er wolle gegen seine Entlassung klagen. Sie werde vor keinem deutschen Arbeitsgericht Bestand haben.

 (DR)

In dem Magazinbericht heißt es, das Kuratorium des als Landesstiftung organisierten Zentrums wolle Sen nach einem entsprechenden Beschluss des ZfT-Vorstands entlassen. Nach einem «taz»-Bericht ist die Kuratoriumssitzung auf den 18. Juli terminiert.

Der inzwischen mit Hausverbot belegte Sen hatte nach Medienberichten in der türkischen Zeitung «Referans» die Situation der Türken mit der Judenverfolgung in der Nazizeit verglichen und die Türken als «die neuen Juden Europas» bezeichnet. «Obwohl unsere Menschen, die seit 47 Jahren in Mittel- und Westeuropa beheimatet sind, 125 000 Unternehmer mit einem Gesamtumsatz von 45 Milliarden Euro hervorgebracht haben, werden sie - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß und unterschiedlichen Erscheinungsformen - wie die Juden diskriminiert und ausgeschlossen», hatte Sen am 19. Mai in «Referans» geschrieben.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir kritisierte die Wortwahl Sens scharf. «Ich halte das für Quatsch, das ist eine völlig bescheuerte Äußerung, auch eine Verharmlosung des Nationalsozialismus», sagte Özdemir. Die Äußerung sei «unentschuldbar».

Sen war bereits im vergangenen Jahr politisch unter Druck geraten. Ende 2007 hatte das Kuratorium die Führung des Zentrums jedoch offiziell gegen schwere Verschwendungsvorwürfe verteidigt. Der Landesrechnungshof hatte dem Essener Zentrum vorgeworfen, in den vergangenen zehn Jahren öffentliche Gelder verschwendet zu haben. Nach einer Kontrolle von zwölf Projektförderungen in Höhe von 5,6 Millionen Euro hatten die Prüfer vor allem das Spesenverhalten des Zentrums angeprangert. Das Kuratorium sah die Vorwürfe nach einer Finanzprüfung als entkräftet an.