FARC sucht Kontakt zu Kolumbiens Regierung - Anführer Marulanda tot

Hoffnung für Betancourt?

Der Anführer der linksgerichteten kolumbianischen Rebellenorganisation FARC, Manuel Marulanda Velez, ist tot. Das teilte der Verteidigungsminister des Landes, Juan Manuel Santos, in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Semana" mit. FARC-Sprecher Timoleón Jiménez bestätigte die Meldung. Friedensaktivisten hoffen, dass sich die FARC jetzt wieder auf politische Ziele besinnt.

 (DR)

Der Rebellenführer, der den Kampfnamen «Tirofijo» (Sicherer Schuss) trug, soll bereits am 26. März einem Herzinfarkt erlegen sein; die Leiche wurde noch nicht gefunden. Der legendenumwobene Marulanda starb im Alter von 77 oder 79 Jahren. Der Bauernsohn, der bereits Ende der 40er Jahren eine liberale Guerillagruppe anführte, gehörte 1964 zu den Gründern der kommunistischen FARC und galt als dienstältester Guerillero der Welt. Unter seiner Führung wurden in den 90er Jahren Drogenhandel und Entführungen zur wichtigsten Finanzierungsquelle der Rebellen.

Die katholische Kirche Kolumbiens rief derweil die Regierung des Landes auf, «mit Besonnenheit» auf die aktuellen Ereignisse zu reagieren, um keine Reaktionen der FARC zu provozieren. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Fabian Marulanda Lopez, erklärte in Bogota: «Die Kommandanten der FARC werden großen Schmerz über den Verlust ihrer Ikone und Führungsfigur empfinden.» Diese Gemütslage zu respektieren, könne für die Zukunft von Vorteil sein.

FARC geschwächt
Seit 2002 führt Uribe mit milliardenschwerer Unterstützung aus Washington einen gnadenlosen Krieg gegen die Rebellen, die nach den gescheiterten Verhandlungen zwischen 1999 und 2002 jegliche politische Initiative verloren haben. Nach Armee-Angaben verfügen die FARC nur noch über etwa 8.000 Kämpfer, etwa die Hälfte ihrer früheren Stärke.

Marulandas Nachfolge übernimmt nach Angaben der FARC Alfonso Cano,der bisherige Chefideologe. Cano gilt als politischster Kopf der FARC-Führungsriege  und kommt aus der Hauptstadt. Nach seiner Sozialisation bei der kommunistischen Jugend und als Studentenführer stieß der bärtige Anthropologe in den 70er Jahren zur FARC. Einer seiner sechs Brüder sitzt seit kurzem im Stadtrat Bogotás.

Politische Option durchsetzen
Menschenrechtsaktivisten wie Iván Cepeda von der «Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen» hoffen jetzt auf einen Kurswechsel - darauf, «dass sich politischen Optionen gegenüber den militärischen durchsetzen». Die Chancen dafür dürften etwas gestiegen sein.

«Werden Sie endlich wieder politisch aktiv», appellierte der Friedensaktivist Camilo González Posso an die FARC. «Hören Sie mit der Erpressung durch Entführungen auf.» Nur durch wagemutige politische Initiativen werde es den Rebellen gelingen, das Etikett «Terroristen» wieder loszuwerden, sagte González Posso auf einem Friedensforum in San José del Guaviare im Südosten des Landes.

Zu Friedensverhandlungen muss allerdings auch die Regierung bereit sein  und bislang gibt es dafür wenig Anzeichen. Anfang Mai machte sich Uribe, dem Umfragen eine anhaltend hohe Popularität bescheinigen, über Cano als «Philosoph des Terrorismus» lustig und fügte hinzu: «Richten Sie ihm aus, wir sind hinter ihm her.»

Neue Verhandlungen?
Trotzdem sollen einige FARC-Anführer versucht haben mit der Regierung in Kontakt zu treten, um eine Freilassung der seit über sechs Jahren in Geiselhaft befindlichen ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt vorzubereiten. Die Regierung habe Anrufe erhalten, nach denen Teile der FARC-Führung aufgeben und Betancourt freilassen wollten, wenn man ihnen die Straffreiheit garantiere, sagte Uribe am Samstag bei einer politischen Veranstaltung.

Die FARC hält nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen rund 800 Geiseln fest, darunter auch Betancourt. Mit rund 10.000 bewaffneten Kämpfern ist die FARC die größte Rebellenorganisation Kolumbiens.