Familienministerium will Vätermonate ausweiten

Väter sollen länger wickeln

Für das Elterngeld sollen Väter ihre Babys möglicherweise bald länger als zwei Monate wickeln. "In der nächsten Legislatur wird die Zeit reif sein, die Väterkomponente auszuweiten", kündigte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen an. Ein von ihr eingesetzter Beraterkreis hat sich heute dafür ausgesprochen, die Zahl der bislang zwei sogenannten Vätermonate zu erhöhen. Auch Claudia Hagen, Pressesprecherin im Familienbund der Katholiken, sagt dazu im domradio: "Kinder profitieren davon wenn sie eine weitere Bezugsperson gerade in den ersten Lebensmontaten haben."

 (DR)

Die Vätermonate seien ein Signal an die Wirtschaft, dass die Väter einen Anspruch darauf haben, sich an der Erziehun zu beteiligen. Claudia Hagen hofft, dass die Änderungen nicht auf weitere Vorschriften oder gar eine Kürzung des Elterngelds hinauslaufen. Die Wahlfreiheit müsse erhalten bleiben, so die Pressesprecherin des Familienbundes.

"Das Elterngeld ist für viele Eltern eine finanzielle Bereicherung, aber auch für viele Eltern ein Nachteil gegenüber dem Erziehungsgeld.", ergänzt Claudia Hagen. Der Familienbund der Katholiken fordere deshalb eine Art Betreuungsgeld im Anschluss an das Elterngeld. Ein weiteres Jahr lang sollten ca. 300 Euro an alle die Eltern gezahlt werden.

Ursula von der Leyen hat sich auch heute noch nicht festgelegt, wie denn die neuen Vätermonate aussehen sollen. "In der nächsten Legislatur wird die Zeit reif sein, die Väterkomponente auszuweiten", hatte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Wochenende angekündigt. "Das unterstütze ich voll und ganz", so von der Leyen. Sie begründete ihre Initiative mit den Anliegen vieler junger Väter. Zwei Drittel wünschten sich, der Erzieher und nicht nur der Ernährer ihres Kindes zu sein: "Die Zeit ist reif, den Vätern noch mehr den Rücken zu stärken." Vätern solle gleich in der prägenden ersten Phase mehr Zeit mit ihrem Kind ermöglicht werden, so die Ministerin weiter.

Derzeit wird das Elterngeld bis zu 14 Monate lang gewährt - allerdings nur dann, wenn sich auch der andere Elternteil, meist der Vater, mindestens zwei Monate um das Kind kümmert und den Beruf solange teilweise oder ganz aufgibt. Wie viele Vätermonate es künftig geben könnte, ließ von der Leyen offen.

Unterstützung aus der CSU
Auch CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer unterstützte den Vorschlag. "Vätermonate sind ein absolutes Erfolgsmodell der Union, das wir unbedingt fortsetzen und ausbauen müssen", sagte sie und fügte hinzu: "Deswegen brauchen wir eine deutliche Ausweitung der Vätermonate in der nächsten Legislaturperiode. Moderne Familienpolitik heißt auch, dass Väter und Mütter mehr Zeit gerade mit ihren ganz kleinen Kindern verbringen können." Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, sagte: "Für die nächste Legislaturperiode wäre diese Überlegung ohnehin fällig gewesen, schließlich haben die Partnermonate am allerbesten in Bayern eingeschlagen."

"Das zeigt, dass man gemeinsam etwas für Familien bewegen kann"
Im Bundesfamilienministerium wurde die Zustimmung der CSU-Spitze zu mehr Vätermonaten während der Elternzeit mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. "Wir freuen uns natürlich darüber. Das zeigt, dass man gemeinsam etwas für Familien bewegen kann", sagte eine Sprecherin. Vor zwei Jahren waren die Vätermonate noch auf heftigen Widerstand in der Unions-Fraktion gestoßen.

Die SPD zeigte sich derweil ebenfalls gesprächsbereit. "Mit uns kann man in Ruhe über diesen Vorschlag reden", sagte Generalsekretär Hubertus Heil. Zuvor müsse von der Leyen aber mit ihren Kollegen in der Union reden, "die schon die bisherige Regelung als Wickelvolontariat diffamieren".

Familienbezogene Leistungen
Die Expertenrunde forderte aber nicht nur mehr Zeit für die Väter. Familien mit geringem Einkommen sollen wirksamer finanziell unterstützt werden. Deshalb sollen Kindergeld und Kinderzuschlag weiter entwickelt und ergänzt werden. Mit dem ab Oktober dieses Jahres erweiterten Kinderzuschlag würden "mit relativ geringem finanziellen Mehraufwand" mehr Kinder und ihre Familien unabhängig vom Arbeitslosengeld II und der Sozialhilfe werden, hieß es. Weiter regt das Kompetenzzentrum mehr Kindergeld für kinderreiche Familien an.

Streit mit Steinbrück
Zwischen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bahnt sich wegen der Finanzierung der neuen Familienleistungen Streit an. Das Finanzministerium monierte die fehlenden Sparvorschläge.

Steinbrücks Sprecher Torsten Albig sagte zu den Vorstellungen aus dem Familienministerium: «Wer etwas Neues möchte, muss darlegen, wo das Geld eingespart werden kann.» Ziel des familienpolitischen Berichtes sei es eigentlich gewesen, auch Ideen für mögliche Umschichtungen zu entwickeln, sagte Albig. Wenn von der Leyen dies verweigere, werde der Finanzminister zu gegebener Zeit eigene Sparkonzepte vorlegen.