Familiendiskussion: Kirchen fordern "Wandel der Tonlage"

Der Ton macht die Debatte

Die beiden großen Kirchen haben in der Debatte um zu wenige Geburten und den Ausbau der Kinderbetreuung in Deutschland einen Wandel der Tonlage gefordert. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, betonte, Wirtschaft und Arbeitswelt müssten familienfreundlicher gestaltet werden, statt Familien an die Arbeitswelt anzupassen.

 (DR)

Auftakt für "Woche für das Leben" am 21. April
"Dass Kinder geboren werden, ist nicht ein Problem, sondern ein Geschenk", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Mittwoch in Berlin.

Huber und Lehmann äußerten sich anlässlich der bundesweiten "Woche für das Leben". Huber sagte weiter, in der aktuellen Diskussion würden Kinder und Familien häufig zu bestimmten Zwecken "instrumentalisiert". Wer eine Debatte um Familienförderung vorrangig unter der Zielvorgabe eines hohen wirtschaftlichen Mehrwerts führe, missachte, "dass Kinder und Familie zuallererst als Zweck in sich selbst zu achten sind".

"Neues Miteinander von Mann und Frau"
Zugleich sei es die Pflicht der ganzen Gesellschaft, Menschen die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens zu eröffnen, sowohl in der Familie als auch im Beruf. Die derzeitigen Debatten gingen häufig zu Lasten der Frauen, die entweder als Rabenmütter dastünden oder als Versagerinnen, wenn sie Beruf und Familie nicht vereinbaren könnten, kritisierte Huber. Auf diesen Zwiespalt reagierten viele Frauen, indem sie den eigenen Kinderwunsch zurückstellten.

Lehmann ergänzte, die Diskussion müsse sich von diesen "falschen Alternativen" lösen. Weder seien Kinderkrippen das Allheilmittel noch sollte die Kinderbetreuung zu Hause glorifiziert werden. Zugleich forderte er ein "neues Miteinander von Mann und Frau". Nur wenn die Verantwortung der Männer thematisiert werde, könne die Debatte vorangebracht werden, sagte auch Huber.

Die jährliche "Woche für das Leben" ist eine Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland. Mit ihr wollen die Kirchen zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde menschlichen Lebens beitragen.

"Woche für das Leben" ab dem 21. April
Die diesjährige "Woche für das Leben" ist die 17. insgesamt. Sie steht unter dem Motto "Mit Kindern in die Zukunft gehen" und dauert vom 21. bis 28. April. Frühere Themen waren etwa "Schutz des ungeborenen Lebens", "Leben im Alter", "Menschenwürdig pflegen" und "Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts".

Die Aktion wurde 1991 von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begründet. 1994 schloss sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an. Neben der Eröffnung gibt es im Rahmen der Woche zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen.

An der bundesweiten Eröffnung der Woche am 21. April in Bremen wollen außer dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Kardinal Karl Lehmann auch die evangelische Hannoversche Bischöfin Margot Käßmann und der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, teilnehmen.