Familienbischof Tebartz-van Elst: Ehebild "absolut up to date"

Treue ist Trumpf

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg, ist neuer Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Dies teilten die katholischen Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung am Freitag in Fulda mit. Ein Porträt.

Autor/in:
Thomas Winkel
Bischof Tebartz-van-Elst / © Boecker
Bischof Tebartz-van-Elst / © Boecker

Zoff mit den vier Geschwistern kennt er aus seiner Jugendzeit - als etwas sehr Gutes und Gesundes. Heute spielt er zusammen mit ihnen gerne "Mühle" oder drischt mit Neffen und Nichten einen zünftigen Skat. Und ab sofort kann Franz-Peter Tebartz-van Elst auch als Familienbischof auftrumpfen. Dazu wählten ihn seine Amtsbrüder auf ihrer Herbstvollversammlung in Fulda, die am Freitag zu Ende ging. Der 51-Jährige zählt in den Reihen der Deutschen Bischofskonferenz zu den Jüngsten. Als Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie, wie es offiziell heißt, ist er Nachfolger des im Juni gestorbenen Berliner Kardinals Georg Sterzinsky.



Dass das Gremium bisher von einem Kardinal geleitet wurde, zeigt, wie sehr den Bischöfen das Thema Familie am Herzen liegt - und wie viel Vertrauen sie hier in einen ihrer "Youngsters" setzen. Vertrauen ist für den schlanken, leicht gebräunten Mann ein Schlüsselwort. Treue und Verlässlichkeit stehen seiner Analyse zufolge nach wie vor hoch im Kurs. Ehe und Familie seien ein "unverwechselbarer Lebensentwurf, zu dem es keine Alternative gibt". Abgesehen vom priesterlichen Zölibat. Mit diesem Familienbild, so Tebartz-van Elst nach seiner Wahl, sei die Kirche "absolut up to date".



Aber wo ist heutzutage Familie? Wo Kinder sind? "Das ist zu wenig", sagt der katholische Familienbischof. Nach christlicher Lehre gehört der Trauschein dazu, als Dokument lebenslanger Bindung zwischen einem Herz-Buben und einer Herz-Dame. Doch manchmal mischt das Leben die Karten neu, und Skatspieler Tebartz-van Elst verschließt die Augen nicht: Alleinerziehende, Patchwork-Familien... Der Limburger Bischof will am kirchlichen Idealbild festhalten, ohne auf andere herabzuschauen. Und Hilfen gerade da leisten, "wo es zu Brüchen im Leben gekommen ist".



Mit leuchtenden Augen spricht er vom wunderbaren Leben in der Großfamilie oder von der Goldhochzeit der Großeltern. Tebartz-van Elst, als zweites von fünf Kindern einer Bauernfamilie im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer geboren, hat sich jedoch nicht für die Gründung einer eigenen Familie entschieden. 1985 empfing er die Priesterweihe. Es folgten Lehraufträge in Münster und eine Professur in Passau, wo er Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaft vermittelte. 2004 wurde er Weihbischof in Münster, nur vier Jahre später Bischof von Limburg - als damals jüngster Ortsbischof in Deutschland.



Der Bauernsohn hat immer wieder über den eigenen Gartenzaun hinausgeblickt: Bei Studien in den USA erlebte er, wie die Kirche auf einem schillernden religiösen Markt um "Marktanteile" kämpft. Ein Trend, der ähnlich auch hierhin geschwappt ist. Doch nach wie vor sei die hiesige Gesellschaft "christlich geprägt", so Tebartz-van Elst in einer Reaktion auf ein Wort des Bundespräsidenten. Christian Wulff hatte da gesagt, auch der Islam gehöre mittlerweile zu Deutschland.



Aus Frankreich brachte der Seelsorger Ideen mit, wie sich eine Kirchenkrise auch als Chance zu Reformen nutzen lässt. Seither haben fast alle deutschen Bistümer Umstrukturierungen ihrer Pfarreien angestoßen, was größere Einheiten und weitere Wege mit sich bringt, auch in Limburg. Dort hat sich Tebartz-van Elst offenbar nicht nur Freunde gemacht. Sogar dem "Spiegel" war das kleine Bistum eine größere Geschichte wert. "Klerikaler Dünkel" etwa wurde dem Bischof vorgeworfen, auch ein "autoritärer Kurs". Er selbst nannte solche Vorwürfe "erschreckend und diffamierend". Auslöser der Kritik dürfte ein von ihm gestarteter Prozess "Bereitschaft zur Bewegung" sein. Es komme darauf an, so schreibt er in einem Hirtenbrief, sich Veränderungen so zu stellen, dass das Bleibende des Glaubens ein sichtbares Profil bekomme.



Das gilt nun auch für seine Arbeit zum Thema "Familie" im weitesten Sinne: gesellschaftliche Änderungen wahrnehmen, Unterstützung etwa bei der Betreuung von Kleinkindern anbieten - "ohne alles gutzuheißen". Skatspieler wissen: Sie können sich ihr Blatt nicht aussuchen. Sondern müssen das Beste machen aus dem, was sie vorfinden.