Fahrsicherheitstrainings für ältere Autofahrer

"Das kann ja nicht schaden"

Von derzeit rund 53 Millionen Führerscheininhabern in Deutschland sind etwa 8,8 Millionen über 65 Jahre alt. Tendenz steigend - entsprechend auch die Rate der Unfälle mit Senioren. Das hat auch die Polizei im Kreis Siegen-Wittgenstein festgestellt. Sie bietet daher in Zusammenarbeit mit dem ADAC im Olper Verkehrssicherheitszentrum seit Kurzem spezielle Verkehrssicherheitstrainings an.

Autor/in:
Yasmin Schulten
 (DR)

Die Reifen quietschen, Qualm steigt auf und der Wagen von Paul-Heinz Kirmes steht. «Gut gemacht», lobt Fahrsicherheitstrainer Michael Klein die Vollbremsung des Trainingsteilnehmers und zaubert damit ein Lächeln auf das Gesicht des Lüdenscheiders. Denn Kirmes ist 70 Jahre alt und stolz, dass er das Fahrsicherheitstraining speziell für Senioren beim Olper Verkehrssicherheitszentrum so gut bewältigt. Trotz seines Alters fahre er «noch immer sehr gerne Auto,» sagt Kirmes. Da man auch im Alter nie auslerne, habe er sich für dieses Fahrtraining angemeldet.

In den Augen von Fahrsicherheitstrainer und Polizist Klein ist das «eine gute Einstellung.» Er sagt: «Auch wenn andere Altersklassen für die meisten Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich sind, würde ich mir wünschen, dass mehr Senioren ein solches Training absolvieren.» Denn aufgrund des demografischen Wandels steigt mit der Zahl der älteren Menschen auch die Zahl der Verkehrsteilnehmer über 60 Jahre. Parallel dazu nimmt vielerorts die Zahl der Unfälle mit Senioren zu. Aus diesem Grund organisiert die Kreispolizei Siegen-Wittgenstein mit dem ADAC seit kurzem ein Fahrsicherheitstraining speziell für ältere Autofahrer.

«Die Nachfrage nach solchen Trainings ist nicht nur beim Olper Verkehrssicherheitszentrum, sondern auch andernorts in NRW groß», erklärt ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald. Denn von bundesweit derzeit rund 53 Millionen Führerscheininhabern seien etwa 8,8 Millionen über 65 Jahre alt. Große Unterschiede gebe es beim Seniorentraining nicht, betont Klein. «Hier lassen wir nur alles langsamer angehen, damit die Teilnehmer ein Stück Sicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückgewinnen.»

Auch wenn mancher Teilnehmer anfangs noch unsicher ist, stellt sich bei den meisten schnell der Spaß am Ausprobieren ein. «Heute früh war ich noch sehr nervös, denn ich wusste ja nicht, ob ich das überhaupt so hinbekomme», erklärt die Siegenerin Helga Fürnkranz. Doch dann habe es gut geklappt. Am besten gefallen habe ihr das Slalomfahren gefallen, sagt die 73-Jährige, die neben der 69-Jährigen Irmgard Siebel die einzige weibliche Teilnehmerin ist.

Uwe Füchtjohann stimmt ihr zu. «Hütchen umfahren hat Spaß gemacht», sagt der 67-Jährige aus Altena. «Ich wollte das mal schneller austesten und dann habe ich zwei Hütchen mitgenommen.» Aber dazu sei das Training schließlich da. Er habe sich schon lange anmelden wollen, und jetzt da er Rentner sei, habe er «endlich» Zeit dafür.

Nicht ganz freiwillig nimmt der Siegener Walter Zimmermann am Training teil. Sein Enkel Marc Schäfer war als Fahranfänger so begeistert vom Training, dass er direkt einen Gutschein für seinen Opa besorgte. «Nachdem der mehrere Monate im Schrank lag, hat er ihn nun endlich eingelöst», sagt der 20-Jährige. Und auch der 78-Jährige sieht ein: «Wenn man in dem Alter ist, kann so ein Training ja nicht schaden.» Vor allem aber auch, weil er noch immer mit seiner Frau in den Urlaub nach Österreich fahre.

Ähnlich ist es bei Theodor Japes, dem mit 79 Jahren ältesten Teilnehmer des Trainings. «Meine Kinder sind beide nach Bayern gezogen und die besuchen wir noch immer gern», sagt der Rentner. Als seelische Unterstützung für das Training hat der Mendener seine Frau mitgebracht, die zwar selbst nie einen Führerschein gemacht hat, aber trotzdem beim Training aufpasst.

So lernen die Teilnehmer neben richtigem Bremsen auch Hindernisse geschickt zu umfahren und vernünftiges Verhalten auf regennasser Fahrbahn. Dazu gibt es zahlreiche Tipps vom Polizisten. So auch, dass man sich niemals von anderen Verkehrsteilnehmern drängen lassen darf. «Fahren Sie nur so schnell wie vorgeschrieben,» sagt Klein. «Denn das ist für alle sicherer.» Ungeduldige Fahrer könnten die Senioren ja überholen.