DOMRADIO.DE: Anderen von der Freude und der Hoffnung des christlichen Glaubens erzählen, das heißt “Evangelisierung”. Warum gibt es dafür einen eigenen Fachbereich im Erzbistum Köln?
Tabea Wiemer (Evangelisierungsbeauftragte im Erzbistum Köln): Seit vielen Jahren ist das Thema Evangelisierung unserem Kardinal (Anm. d. Red.: Woekli) ein großes Herzensanliegen. Schon als er noch in Berlin war, hat er oft über das Thema gepredigt und präsent gemacht, wie wichtig es ist. Ich finde es großartig, dass er jetzt im Erzbistum Köln einen eigenen Fachbereich für Evangelisierung dazu eingerichtet hat. Als Kirche ist es unsere ureigenste Aufgabe, das Evangelium zu verkünden und Menschen von der Frohen Botschaft zu erzählen. Es ist wichtig, Leute zu befähigen, den Glauben weiterzugeben und dafür Zeugnis zu geben.
DOMRADIO.DE: Wie sieht denn Ihre konkrete Arbeit aus?
Wiemer: Wir haben verschiedene Schwerpunkte. Zum einen haben wir das große Glaubensfest "Kommt und seht". Das ist eine Konferenz, die wir in den nächsten Jahren bis 2029 jährlich veranstalten werden. Zum anderen haben wir verschiedene Angebote, die täglich für Menschen relevant sind. Zum Beispiel, dass wir Personen in den Gemeinden begleiten.
Wir haben eine Netzwerkevangelisierung für alle, die für das Thema brennen. Diese können sich bei uns melden. Es gibt verschiedene Glaubenskurse, die die Leute befähigen, in ihren Gemeinden Jüngerschaft zu leben und das Evangelium weiterzugeben.
DOMRADIO.DE: Evangelisierung ist gewissermaßen die Aufgabe jeder Christin und jedes Christen. Wie kommen Sie vom Fachbereich "Evangelisierung" da ins Spiel?
Wiemer: Wir leben in einer säkularen Welt, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, dass Menschen das Evangelium hören. Selbst die, die in der Gemeinde sind und sich dort Woche für Woche engagieren und vielleicht sogar mit dem Glauben aufgewachsen sind, haben oft erstaunlich viele Fragen. Viele hatten nicht das Glück, dass da jemand war, der Glaubensinhalte erklärt hat. Niemand hat sie zu einem eigenen Gebetsleben angeleitet oder bestärkt, den Glauben im Alltag zu leben.
Da wollen wir gerne unterstützen und die Leute zur Jüngerschaft befähigen, um so eine persönliche Beziehung zu Christus aufzubauen, die dann andere wiederum mitnehmen und so den Glauben an andere weitergeben.
DOMRADIO.DE: Vielen ist es fast ein bisschen peinlich, öffentlich, zum Beispiel gegenüber Arbeitskolleginnen und -kollegen, von ihrem christlichen Glauben zu erzählen.
Wiemer: Ich verstehe das gut. Mir ging es früher oft so, dass ich mich fast geschämt habe, über meinen Glauben zu sprechen. Das Erstaunliche ist, dass die Leute oft erstaunlich positiv reagieren, wenn man anfängt, über den Glauben zu sprechen. Man kann das ganz lässig sagen, wie man von anderen Sachen erzählt, dass man am Samstag beichten war.
Dann fragen die Leute möglicherweise, wieso man beichten geht, und anschließend erzählt man ein bisschen darüber. Menschen finden das oft viel spannender und sind viel begeisterter, als man denken würde.
DOMRADIO.DE: Also einfach mal probieren und erzählen?
Wiemer: Absolut. Diese Gespräche bereiten Freude und bieten die Möglichkeit, den Glauben weiterzugeben. Wenn man positiv davon erzählt, was einen begeistert, dann reagieren die Leute selten schlecht. Ich kann nur dazu motivieren, die eigene Erfahrung zu teilen und mutig zu sein.
Das Interview führte Hilde Regeniter.