Extremismusexperte Mansour kritisiert Islamkonferenz

"Elitäre Veranstaltung"

Die Deutsche Islamkonferenz muss nach den Worten des Extremismusexperten Ahmad Mansour mehr für die Integration junger Musliminnen und Muslime tun. Die Veranstaltung habe die islamistische Radikalisierung unter Jugendlichen ignoriert.

Themen wie Intoleranz, Extremismus und religiöse Unterdrückung durch Muslime dürften nicht unter den Tisch fallen, meint Mansour / © Sebastian Gollnow (dpa)
Themen wie Intoleranz, Extremismus und religiöse Unterdrückung durch Muslime dürften nicht unter den Tisch fallen, meint Mansour / © Sebastian Gollnow ( dpa )

"Das ist eine elitäre Veranstaltung, die muslimische Jugendliche überhaupt nicht kennt. Wir brauchen Methoden und Konzepte, die Schulen, Jugendtreffpunkte und vor allem die Sozialen Medien erreichen", sagte Mansour am Rande der DIK-Tagung am Mittwoch in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Publizist Ahmad Mansour  / © Maurizio Gambarini (dpa)
Publizist Ahmad Mansour / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Die DIK habe islamistische Radikalisierung, insbesondere unter Jugendlichen, jahrelang vernachlässigt, kritisierte der Autor und Psychologe, der in der Extremismusprävention arbeitet.

Debatte über muslimischen Antisemitismus

Am Dienstag und Mittwoch diskutierte die DIK, die zentrale Plattform für den Dialog zwischen Staat und Muslimen, auf Einladung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) über die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit, aber auch muslimischen Antisemitismus.

Dass es anfangs nur um Muslimfeindlichkeit gehen sollte und das Thema Antisemitismus erst wegen der judenfeindlichen Proteste seit Beginn des Nahostkriegs aufgegriffen wurde, zeigt aus Sicht von Mansour, dass die Politik sich vorzugsweise "mit den bequemen Themen befassen" wolle. "Radikalität und Judenhass war unter Muslimen immer da, nicht erst seit der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober."

Muslimfeindlichkeit müsse zwar angegangen werden, sagte der Präventionsexperte. Aber für eine umfassende Integrationspolitik dürften Themen wie Intoleranz, Extremismus und religiöse Unterdrückung durch Muslime nicht unter den Tisch fallen.

Deutsche Islamkonferenz

Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) ist die zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Muslimen in Deutschland. Sie soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der mehr als fünf Millionen Muslime voranbringen. 2006 wurde sie vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen.

2022 eröffnete Ministerin Nancy Faeser (SPD) die fünfte Phase der DIK. Dabei benannte sie die weitere Forcierung der Imamausbildung in Deutschland und den Kampf gegen Muslimfeindlichkeit als wichtige zentrale Arbeitsschwerpunkte. 

Ein muslimischer Gläubiger mit Gebetsmütze beim Gebet auf einem Gebetsteppich / © Jannis Chavakis (KNA)
Ein muslimischer Gläubiger mit Gebetsmütze beim Gebet auf einem Gebetsteppich / © Jannis Chavakis ( KNA )