Expertin: Corona könnte Lage im Jemen außer Kontrolle bringen

 (DR)

Wegen des Coronavirus könnte die humanitäre Lage im Jemen nach Einschätzung einer Expertin außer Kontrolle geraten. "Die Lage von Millionen Menschen ist sehr prekär. Das Gesundheitssystem war bereits zuvor am Rande des Zusammenbruchs. Die Bevölkerung ist schon durch den Konflikt, Mangelernährung, Fluten und Krankheiten geschwächt", sagte die Sprecherin des Uno-Welternährungsprogramms im Jemen, Annabel Symington, dem "Spiegel" (Samstag).

Die Entwicklung der Seuche stehe erst am Anfang. "Die Preise für importierte Lebensmittel steigen bereits. Überweisungen von Angehörigen im Ausland, von denen viele Familien abhängig sind, gehen zurück", betonte Symington. All das habe sofort "schreckliche" Folgen für Menschen, die längst in großer Ernährungsunsicherheit lebten. Das Virus erschwere zudem die ohnehin schon schwierigen Ernährungshilfen der Hilfsorganisation.

Symington erklärte, dass das Welternährungsprogramm eine konstante Finanzierung benötige, um Essenslieferungen sicherzustellen. "Seit ein paar Monaten sind unsere Mittel knapp. Daher haben wir nicht genügend Nahrungsmittel im Jemen, um volle Rationen auszugeben. Sonst hätten wir schnell gar nichts mehr und müssten die Verteilung einstellen. Das wäre noch schlimmer." Für zahlreiche Familien seien die Hilfen überlebensnotwendig. (KNA / 22.05.2020)