Experten fordern Erhalt von Kirchenlandschaft in Deutschland

Ob profaniert oder nicht

Was soll man mit Gotteshäusern machen, die nicht mehr genutzt werden? Für viele Menschen bedeuten die Kirchen Heimat, auch wenn sie ihre religiöse Funktion verlieren. Experten suchen nach neuen Nutzungsmöglichkeiten.

 Orgelpfeifen und Kirchenbänke in profaniertem Kirchengebäude
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Orgelpfeifen und Kirchenbänke in profaniertem Kirchengebäude / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Staatliche und kirchliche Fachleute für Denkmalschutz sorgen sich um den Erhalt von Kirchengebäuden in Deutschland. Unter dem Dach des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz appellierten sie am Donnerstag an Entscheidungsträger in Politik, Behörden und Kirchen, die Anstrengungen zum Erhalt der Gotteshäuser zu verstärken.

"Kirchen sind in ihrer Qualität und Quantität wesentlicher und prägender Bestandteil der europäischen Kultur- und Denkmallandschaft", hieß es. Diese "Andersräume" hätten auch als identitätsstiftende sowie bau- und kunsthistorische Schätze eine herausragende Bedeutung für die gesamte Gesellschaft.

Ein Restaurant in einer profanierten Kirche in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Ein Restaurant in einer profanierten Kirche in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Die über die Grenzen Deutschlands hinaus bemerkenswerte Kirchenlandschaft in unseren Stadtzentren und Stadtteilen, in den Dörfern und auf dem Land ist Zeugnis einer jahrhundertealten Tradition des Entwerfens, Bauens und Kunstschaffens. Der Erhalt dieser in jeder Hinsicht besonderen Bauten ist Aufgabe der Gesamtgesellschaft", hieß es weiter. 

Kompromissbereitschaft und Wertschätzung für unterschiedliche Positionen bildeten die Grundlage für diese gemeinsame Aufgabe, die Zukunft eines der prägendsten Denkmalbestände in Deutschland zu sichern.

44.000 Kirchen und Kapellen

In der Bundesrepublik gibt es den Angaben zufolge rund 44.000 katholische und evangelische Kirchen und Kapellen. Davon sind rund 90 Prozent denkmalgeschützt. "Die Bewahrung dieser so ortsbild- und landschaftsprägenden Gebäude ist für die gesamte Gesellschaft eine große Herausforderung. Diese kann nur gemeinsam bewältigt werden", heißt es in dem Appell. "Leerstand und Abriss sind zu vermeiden."

Eine Dorfkirche in Deutschland / © Fotokon (shutterstock)
Eine Dorfkirche in Deutschland / © Fotokon ( shutterstock )

Katholischen Bistümern und evangelischen Landeskirchen fehlten zunehmend die finanziellen und personellen Mittel, die vielen Gotteshäuser zu erhalten. Deshalb sei es sinnvoll, für die Gebäude neben der rein sakralen andere Arten der Nutzung zu finden. Dazu sollten Kirchen, Kommunen, Denkmalbehörden, Vereine, kulturelle Institutionen und Menschen, zu deren Heimat das Kirchengebäude zählt, auf Augenhöhe zusammenarbeiten und konkrete Verfahren entwickeln.

"Kirchen können so besondere, auch spirituelle Orte für ihr Umfeld bleiben. Sie ermöglichen Menschen in ihren Dörfern und Stadtvierteln Raum für Gemeinschaft, prägen das Orts- und Stadtbild und bieten Heimat."

Umnutzung und Profanierung von Kirchen

Obwohl in Deutschland sowohl katholische als auch evangelische Kirchen leer stehen, ist die Umwidmung katholischer Kirchen komplizierter. Wenn eine katholische Kirche – oder ein anderer heiliger Ort – Weihe oder Segnung verliert, geschieht durch diese Profanierung das Gegenteil der (Kirch-)Weihe. Angeordnet wird eine solche Entwidmung durch ein Dekret des Diözesanbischofs, das im Allgemeinen in einem letzten Gottesdienst verlesen und damit wirksam wird. Damit wird dann das Gotteshaus dauerhaft profanem Gebrauch überlassen.

Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie (shutterstock)
Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie ( shutterstock )
Quelle:
KNA