Experte zum Kölner Krippenweg

"Vom Geist der Zeit bewegt"

Klassisch gehören Maria, Josef und das Jesuskind zur Krippe. Auf dem Kölner Krippenweg gibt es aber weit mehr Interpretationen zu entdecken: Eine Reise durch die Zeit und Kultur, wie Experte Dr. Alois Döring einen Besuch empfiehlt.

Krippe mit der Heiligen Familie / ©  Felix Kästle (dpa)
Krippe mit der Heiligen Familie / © Felix Kästle ( dpa )

domradio.de: Woher kommt die Faszination für Krippen bei Ihnen?

Dr. Alois Döring (Vorsitzender der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen e.V.): Das ist mir ein bisschen in die Wiege gelegt worden. Ich habe eine "naiv" geschnitzte Krippe meines Großonkels, der zugleich der Patenonkel war, bekommen. Diese Krippe hat für mich einen ganz besonderen Stellenwert. Daher kommt eine familiäre Faszination für die Krippen.

domradio.de: Dann ist es nachvollziehbar, dass Sie den Kölner Krippenweg ganz gut kennen. Da kann man sich in der Stadt verschiedene Krippen anschauen. Den Weg gibt es ja schon relativ lange. Welche Bedeutung hat der für Sie?

Döring: Der Kölner Krippenweg hat natürlich eine wichtige Bedeutung. Er wird von einer Kollegin der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde organisiert. Dieser Krippenweg ist durch die Landesgemeinschaft im Zusammenhang mit dem Weltkrippenkongress initiiert worden, der 1996 in Köln stattgefunden hat. Ziel dieses Krippenweges ist es, künstlerische Qualität von Krippen vorzustellen, aber auch die Vielfalt und Internationalität des Themas Krippe vor Augen zu führen. Die Idee der Krippe, nämlich die Vergegenwärtigung der Menschwerdung Christi, die sich immer wieder in unserem Leben vollzieht, soll auf diese Art und Weise nahe gebracht werden.

domradio.de: Der Krippenweg versammelt Krippen aus ganz unterschiedlichen Zeiten und Ländern. Wie haben sich denn die Darstellungen verändert? Also, sahen die Krippen vor hundert Jahren anders aus als heute?  

Döring: Krippen sind, wie einmal ein Krippenforscher sehr treffend sagte, immer vom Geist der Zeit bewegt. Sie wandeln sich nach modischen, religiösen oder künstlerischen Entwicklungen der Zeit. Es gab Barock-Krippen. Im 19. Jahrhundert gab es den Nazarener-Stil oder die orientalische Krippe. Da versuchte man die Krippenszenerie so darzustellen, wie man sich das vor 2.000 Jahren im Heiligen Land mit Land, Leuten und Landschaften vorgestellt hat. Dagegen steht dann die Heimatkrippe der Heimatbewegung, nämlich die Krippe in das Heimische, das eigene Umfeld zu stellen. Es gibt den Wandel der Krippe durch die verschiedenen Materialien, ob klassisch aus Holz, aus Ton, aus Zinn bis hin zu Krippen aus plastischem Material. Eine Zeitlang wurden Bakalit-Krippen gefertigt. Insofern gibt es eine große Vielfalt der Krippen über die Jahrhunderte hinweg.

Das gilt auch für die Figuren und den Figurenreichtum der Krippe. Zu nennen sind da beispielsweise die berühmten neapolitanischen Krippen, die ja mit sehr vielen Figuren und Straßenszenen bevölkert sind. Dagegen gibt es auch die einfache Krippe, die sich auf den Grundbestand der Figuren beschränkt. Das sind Maria, Josef und in der Mitte das Kind. Ochs und Esel, Verkündigungsengel, die Hirten und der Stern, der über dem Stall leuchtet und den Weisen aus dem Morgenland den Weg zeigt, komplettieren das klassische Bild.

Das Interview führte Verena Tröster.

 

Quelle:
DR