Experte sieht ultrakonservative Katholiken als Gefahr für Demokratie

"Manipulative Versprechen entlarven"

Ultrakonservative Katholiken stellten eine strategisch gefährliche Bedrohung für liberale Demokratien dar. Davor warnt der US-Politikwissenschaftler James M. Patterson. Als Beispiele führte er Ungarn oder die USA an.

Rosenkranzgebet / © Corinne Simon (KNA)
Rosenkranzgebet / © Corinne Simon ( KNA )

Besonders gefährlich sei, dass es katholischen Hardlinern nicht um demokratische Mehrheiten gehe, sondern um die Besetzung einflussreicher Positionen in Politik, Verwaltung und Kirche, so Patterson im Gespräch mit dem Internetportal katholisch.de am Dienstag.

Die Strömung des sogenannten Neo-Integralismus verfolge eine radikale politische Theologie, die die katholische Kirche wieder als oberste Autorität über die weltliche Ordnung etablieren wolle. Solche Programme sähen vor, Andersgläubige aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Das sei laut Patterson einer Rückkehr zu mittelalterlichen Zuständen. Ziel sei eine katholisch geprägte Gesellschaft, in der der Staat den "rechten Glauben" aktiv fördere.

Angriff auf liberale Demokratie am Beispiel Ungarn

Diese Staatsideologie richte sich gezielt gegen die Prinzipien liberaler Demokratien. Vordenker sähen im Liberalismus die Ursache gesellschaftlicher Zersplitterung. 

Viktor Orban / © Djordje Savic (dpa)
Viktor Orban / © Djordje Savic ( dpa )

"Der unangefochtene Held vieler Neo-Integralisten ist Viktor Orbán. Dass er Protestant ist, stört sie kaum - was zählt, ist seine Politik: Ausbau der Exekutivgewalt, Förderung traditioneller Familien, Einschränkung von Pressefreiheit und Opposition", sagte Patterson.

Ein wichtiger Vordenker sei der österreichische Zisterzienserpater Edmund Waldstein aus dem Stift Heiligenkreuz. Er habe entscheidend zur Verbreitung der Ideen beigetragen. Auch US-Vizepräsident J.D. Vance stehe unter dem Einfluss dieser Kreise, so Patterson. Vance Team sei von Waldstein inspiriert.

Versprechen der Ideologie entlarven

Der Politikwissenschaftler fordert die katholische Kirche zum Handeln auf: "Die Kirche muss Neo-Integralismus klar benennen und verurteilen. Papst Franziskus hat das bereits 2019 getan, als er den Integralismus als "Pest" bezeichnete." Wichtiger als Verbote sei es, die manipulativen Versprechen dieser Ideologie zu entlarven, die "knallharte Machtpolitik unter religiösem Deckmantel" betreibe.

James M. Patterson ist seit Juni 2025 Associate Professor of Public Affairs an der University of Tennessee. Zuvor war er sechs Jahre an der Ave Maria University in Florida tätig.

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )
Quelle:
KNA