Experte im domradio über den politischen Einfluss des Papstes

Die Wirkung der Moral

US-Präsident George W. Bush hat Papst Benedikt XVI. am Dienstag bei seiner Ankunft in den USA empfangen. Der Papst und der US-Präsident verzichteten auf öffentliche Grußworte und Ansprachen. Am Mittwoch wollte Bush Benedikt im Weißen Haus empfangen. Der Papst komme aber nicht als Politiker, sondern als ein bedeutender "Mann des Glaubens", sagte Bush kürzlich dem katholischen Fernsehsender EWTN. Ludwig Ring-Eifel, Chefredakteur der Katholischen Nachrichtenagentur und Autor des Buches "Weltmacht Vatikan - Päpste machen Politik" gibt im domradio-Interview eine Einschätzung über den tatsächlichen politischen Einfluss des Papstes.

 (DR)

Wenn der mächtigste Mann der Welt und der Papst "miteinander plaudern" werde es sicherlich nicht nur um Religion gehen, sondern zwangsläufig auch um politische Fragen, so Ludwig Ring-Eifel. "Ich könnte mir vorstellen, dass Papst Benedikt sich dazu äußert, was die Politik der USA im Nahen Osten für Konsequenzen für die christliche Minderheit dort hat."

Trotz der beträchtlichen Differenzen mit dem Vatikan zum Krieg im Irak und zum israelisch-palästinensischen Konflikt sieht Bush offenbar zahlreiche Gemeinsamkeiten. Der Papst und er selbst warnten vor der Gefahr des "moralischen Relativismus", sie beide achteten das menschliche Leben, sagte Bush in dem Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN. Bush und der Papst waren schon einmal im Juni 2007 im Vatikan zusammengetroffen.
Am Freitag spricht Papst Benedikt vor den Vereinten Nationen. In dieser Rede werde das Kirchenoberhaupt höchstwahrscheinlich Themen in den Vordergrund stellen, die den Lebensschutz betreffen, sagt Ring-Eifel. "Abtreibung, Euthanasie, Embryonen-Forschung - Themen, bei denen ethische Dämme dabei sind wegzubrechen."

Die Wirkung des Papstes sowohl im Gespräch mit dem Präsidenten als auch vor den Vereinten Nationen könne jedoch nur eine "Indirekte und Langfristige" sein. "Hinter ihm stehen keine Armeen oder Koalitionen großer Mächte. Er spricht als Oberhaupt des kleinsten Staates der Welt und hat insofern keine Macht", so Ring-Eifel. "Der Papst hat nichts anderes als seine moralische Autorität. Aber diese Autorität führt natürlich dazu, dass das was er sagt erhebliches Gewicht hat."