Experte im domradio: London ist "Epizentrum des Terrors"

"Anschlagsversuch war zu erwarten"

Scotland Yard hat am Donnerstag den größten Terrorangriff seit dem 11. September 2001 verhindert: Vermutlich sechs Flugzeuge unterschiedlicher großer Geselllschaften sollten auf dem Weg in die USA in die Luft gesprengt werden. Nach monatelanger Fahndungsarbeit hat die Londoner Polizei in der Nacht zum Donnerstag 21 Verdächtige festgenommen.

 (DR)

Scotland Yard hat am Donnerstag den größten Terrorangriff seit dem 11. September 2001 verhindert: Vermutlich sechs Flugzeuge unterschiedlicher großer Geselllschaften sollten auf dem Weg in die USA in die Luft gesprengt werden. Nach monatelanger Fahndungsarbeit hat die Londoner Polizei in der Nacht zum Donnerstag 21 Verdächtige festgenommen.

Die Kommentatoren der großen deutschen Zeitungen sehen die Saat der Al-Quaida aufgegangen. Die westlichen Gesellschaften seien nicht Schuld am Terror, sie hätten aber versagt, die sozialen, religiösen und politischen Probleme der Einwanderer zu lösen.
Hören Sie die domradio Presseschau vom 11.08.

Terrorismus-Experte Rolf Tophoven vermutet hinter den möglichen Attentätern eine "Al-Quaida-Gruppe der dritten Generation"; im domradio sagte er: "London ist das europäische Epizentrum des Terrorismus, hier leben zahlreiche Immigranten mit einem militant-islamistischen Hintergrund".


Tophoven: "Anschlagsversuch ist nur wenig überraschend"
Die inhaltlichen Hintergründe seien wohl im Irak-Krieg zu finden, so Tophoven. "Premierminister Tony Blair war der engste Verbündete an der Seite von US-Präsident George W. Bush beim Irak-Krieg".

London sei ein Zentrum der Propaganda und militant-islamistischen Hetze gegen die britische Regierung und den Westen. Deshalb hätte ihn die versuchten Anschläge nur wenig überrascht, so Tophoven weiter.

Höchste Terrorwarnstufe "Critical"
Wären die Anschläge nicht verhindert worden, wären zweifellos viele Menschen ums Leben gekommen, erklärte der Innenminister John Reid am Donnerstagmorgen. In Grossbritannien herrscht höchste Terrorwarnstufe. Der Geheimdienst MI5 habe die Warnstufe "Critical" (kritisch) ausgelöst, berichtete der Sender BBC.
Dies bedeute, dass nach Einschätzung der Behörden die Gefahr von Anschlägen akut gegeben sei. Zuvor hatte Scotland Yard mitgeteilt, Spezialkräfte hätten schwere Terroranschläge auf Passagierflugzeuge verhindert. 18 Tatverdächtige seien festgenommen worden. Eine groß angelegte Anti-Terror-Operation sei noch im Gange, hieß es bei BBC.

Auf allen britischen Flughäfen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Passagiere dürfen bis auf weiteres kein Handgepäck mit an Bord nehmen. Auch Laptops und Mobiltelefone seien verboten. Wegen der verschärften Kontrollen müsse mit erheblichen Verzögerungen im gesamten Flugverkehr gerechnet werden.

Mehr Informationen hier im domradio-Interview den Journalisten und Leiter des Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik Rolf Tophoven.

Außerdem im domradio-Interview der London-Korrespondent Jürgen Krönig.