Exorzisten in Italien klagen über Nachwuchsmangel

"Die Wartezeiten sind lang"

Jedes Jahr suchen in Italien schätzungsweise 500.000 Menschen die Hilfe eines Exorzisten. Verglichen mit dieser Nachfrage gebe es zu wenige Teufelsaustreiber, beklagen kaholische Exorzisten.

Darstellung eines Dämons am Bronzeportal des Kölner Doms / © Barbara Beyer (KNA)
Darstellung eines Dämons am Bronzeportal des Kölner Doms / © Barbara Beyer ( KNA )

Es gebe Nachwuchsmangel, beklagen die Teilnehmer eines viertägigen Treffens katholischer Exorzisten, das bis Samstag im süditalienischen Palermo stattfindet, gibt es Nachwuchsmangel.

Binnen weniger Jahre habe sich die Zahl der Hilfesuchenden verdreifacht, hieß es. "Alle Menschen, die zu uns kommen leiden. Doch wir sind zu wenige; die Wartezeiten sind lang", sagte der Sprecher der Internationalen Vereinigung katholischer Exorzisten, Kapuzinerpater Paolo Carlin, der Zeitung "Corriere della Sera". Zudem gebe es manche Gutmeinenden, die jedoch eher Schaden anrichteten.

In den wenigsten Fällen geht es um Besessenheit

"Viele Christen glauben nicht mehr an die Existenz des Bösen", zitiert Vatican News den Theologen Cesare Truqui, Schüler des 2016 gestorbenen bekannten Exorzisten Gabriele Amorth. Daher würden zu wenige dieser speziellen Seelsorger ernannt und gebe es zu wenige junge Priester, die bereit seien, "die Lehre und die Praxis der Seelenbefreiung zu lernen", so Truqui.

Auch wenn es in den wenigsten Fällen tatsächlich um Besessenheit gehe und einige Menschen eher unter psychischen Krankheiten litten, steige die Zahl diverser Abhängigkeiten etwa in Sekten extrem an, sagte Benigno Palilla dem Portal Vatican News. Als Grund nannte der Ordensmann eine steigende Zahl von Menschen, "die sich an Magier wenden, an Hexen, an Leute, die Karten legen", so Palilla weiter: "Und indem man das tut, öffnet man dem Dämon die Tür – und der Besessenheit." In Italien boomt das Geschäft von selbst ernannten Magiern, Zauberern, Geistheilern oder Hexen.

Internationale Vereinigung der Exorzisten

Seit 1994 gibt es eine Internationale Vereinigung der Exorzisten, der nicht nur Priester angehören. 2014 erkannte die vatikanische Kleruskongregation den Zusammenschluss offiziell an und billigte dessen Statuten. Laut "Corriere della Sera" sind 400 Priester in dem Zusammenschluss aktiv, davon 240 aus Italien.

Der Exorzismus besteht aus Gebeten sowie Segens- und Beschwörungsformeln. In einfacher Form wird er bei der Taufe vollzogen. Der sogenannte feierliche oder "Große Exorzismus" darf laut dem Kirchenrecht von 1983 nur nach Genehmigung des zuständigen Bischofs von einem geeigneten Priester vorgenommen werden.

Neue Richtlinien seite 1999

1999 legte der Vatikan neue Richtlinien vor, um stärker die Erkenntnisse der Medizin und Psychiatrie zu berücksichtigen. Die 90-seitige Sammlung von Gebeten, Segens- und Beschwörungsformeln ersetzte eine Fassung von 1614. Nach den neuen Regelungen muss ein Exorzist sorgfältig überprüfen, ob tatsächlich ein Fall von Besessenheit vorliegt. Gegebenenfalls soll er sich mit Medizinern und Psychiatern beraten.

Seit 1994 gibt es eine Internationale Vereinigung der Exorzisten, der nicht nur Priester angehören. Im Sommer 2014 erkannte die vatikanische Kleruskongregation den Zusammenschluss offiziell an und billigte dessen Statuten. Gründer der Vereinigung war der im September im Alter von 91 Jahren verstorbene Priester Gabriele Amorth.


Segnung mit Weihwasser / © Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Segnung mit Weihwasser / © Agenzia Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA