Im Auftrag seiner Vorgesetzten wickelte Tirabassi Geschäfte mit externen Finanzmaklern ab. Bei dem Prozess geht es um die Investition in eine Londoner Luxusimmobilie. Die Anklage wirft Tirabassi unter anderem Erpressung, Veruntreuung, Betrug und Amtsmissbrauch vor.
Während der gut vierstündigen Verhandlung ging es auch um Struktur und Funktion der Verwaltungsabteilung des Staatssekretariats. Diese war federführend bei verschiedenen Deals mit externen Finanzmaklern.
Ihr früherer Leiter, Alberto Perlasca, dient der Strafverfolgung als Kronzeuge; Tirabassi war sein Untergebener.
Investition in London
Vor der Investition in London, so der Angeklagte, habe man in ein angolanisches Ölförderunternehmen investieren wollen. Die Kontakte seien ihnen 2012/2013 vom damaligen Substituten, dem zweiten Mann des Staatssekretariats, Angelo Becciu empfohlen worden. Becciu ist ebenfalls angeklagt und war von 2001 bis 2009 Nuntius in Angola.
Wegen ungedeckter finanzieller Risiken und einem befürchteten Imageschaden habe das Staatssekretariat schließlich von dem Unternehmen in Angola Abstand genommen. Es hätte nicht gut ausgesehen, so Tirabassi, wenn der Vatikan zum Miteigentümer eines Ölförderunternehmens geworden wäre unter einem Papst Franziskus, der damals seine Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" veröffentlichen wollte.
Prozess wird fortgesetzt
Im Zuge der Evaluation für das Angola-Geschäft kamen die Vatikanmitarbeiter auch mit dem Finanzmakler Rafael Mincione in Kontakt. Dieser vermittelte später den vatikanischen Einstieg in das Londoner Immobiliengeschäft über einen von ihm gemanagten Fonds.
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. Vor der Sommerpause ab 16. Juli sollen noch elf weitere Prozesstage folgen. An diesem Freitag war der insgesamt 17. Verhandlungstag.