Ex-Mitarbeiter verklagen Vatikan auf 9,2 Millionen Euro

Rufschädigung und seelisches Leid

Zwei ehemalige Mitarbeiter des Vatikan verklagen ihren früheren Arbeitgeber auf umgerechnet 9,2 Millionen Euro Schadenersatz. Gegen einen von beiden laufen allerdings wohl auch seitens des Vatikans Ermittlungen.

Dunkle Wolken über dem Vatikan / © Paul Haring (KNA)
Dunkle Wolken über dem Vatikan / © Paul Haring ( KNA )

Übereinstimmenden Medienberichten (Donnerstag) zufolge, fordern der ehemalige Generalrevisor Libero Milone und sein Stellvertreter Ferruccio Panicco Entschädigung für Verdienstausfall, Rufschädigung und seelisches Leid. Auch wollen sie laut den Berichten Dokumente über finanzielles Fehlverhalten anderer Vatikanmitarbeiter veröffentlichen.

Amt des Generalrevisors neu geschaffen

Das Amt eines Generalrevisors hatte Franziskus 2015 im Zuge seiner Kurienreform geschaffen und den Posten mit Milone besetzt. Dieser war zuvor beim internationalen Wirtschaftsprüfer Deloitte sowie den Vereinten Nationen tätig. Im Juni 2017 teilte der Vatikan mit, Milone sei fristlos entlassen worden.

Vorgeworfen wurde dem Generalrevisor, er habe Kompetenzen überschritten und im Privatleben von Bischöfen und Kardinälen geschnüffelt. Die Entlassung lief den Berichten zufolge über den damaligen zweiten Mann im Staatssekretariat, Kardinal Giovanni Angelo Becciu. Dieser muss sich derzeit gemeinsam mit neun anderen Angeklagten wegen verschiedener Finanzdelikte vor dem vatikanischen Strafgericht verteidigen.

Zum Rücktritt gezwungen?

Der Vatikan sprach damals von einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses "in gegenseitigem Einvernehmen". Milone hingegen sagte bald nach seiner Entlassung, man habe ihn damals gezwungen, ein vorbereitetes Rücktrittsschreiben zu unterzeichnen. Der Vatikan wies diesen Vorwurf zurück. Offenbar laufen auch seitens des Vatikan Ermittlungen gegen Milone.

Römische Kurie

Die Römische Kurie ist die Gesamtheit der Behörden und Gerichte, die der Papst zum Regieren der Weltkirche nutzt. Dazu gehören das Staatssekretariat, Kongregationen, Gerichtshöfe, Dikasterien und Päpstliche Räte sowie die Kommissionen. 

Seit der Kurienreform von 1967 unter Papst Paul VI. hatte das Staatssekretariat eine Vorrangstellung unter den Kurienbehörden. Für neue Aufgaben schuf er weitere Sekretariate und Räte, so für Ökumene, für den Dialog mit Nichtchristen und Nichtglaubenden, für Familie und Laien.

Die Kurie bei Papst Franziskus / © Stefano Carofei (KNA)
Die Kurie bei Papst Franziskus / © Stefano Carofei ( KNA )
Quelle:
KNA