Auch erklärte er am Mittwoch, dass er zu den ebenfalls Angeklagten mehrheitlich keinen oder kaum Kontakt hatte. Sein Hauptkontakt sei stets der amtierende Substitut im Staatssekretariat, Edgar Pena Parra, gewesen. Auch betonte er die beschränkten Machtbefugnisse der Finanzaufsicht AIF, etwa mit Blick auf den Peterspfennig, die Kollekte der Weltkirche für den Vatikan und die Arbeit des Papstes. Di Ruzza wird Veruntreuung, Amtsmissbrauch und Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgeworfen. Er war Ende 2019 ohne Nennung von Gründen von seinem Posten suspendiert worden.
Verluste von rund 270 Millionen Euro
Bereits beim vergangenen Prozesstag Anfang April hatte der Ex-Präsident Rene Brülhart bekräftigt, dass die AIF nie eine Aufsichtsrolle über das Staatssekretariat gehabt habe. Brülhart war externer Berater für das Staatssekretariat und zugleich Direktor der Finanzaufsicht. Ihm wird Amtsmissbrauch vorgeworfen. Wie bei Brülhart zogen sich die Befragungen von Di Ruzza über Stunden.
In dem Prozess geht es um finanzielle Unregelmäßigkeiten und Verluste von rund 270 Millionen Euro beim Erwerb einer Immobilie in London. Weitere Angeklagte sind Kardinal Giovanni Angelo Becciu und sein damaliger Sekretär Mauro Carlino. Beide haben in Befragungen bereits ihre Unschuld beteuert. Carlino bekräftigte, dass er als "Mann Gottes" nur Anweisungen befolgt habe.
Anfang Mai gibt es weitere Befragungen
Als weitere Angeklagte noch zu befragen sind die selbst ernannte Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna, die italienischen Finanzmakler Enrico Crasso und Gianluigi Torzi, der Fondsmanager Raffaele Mincione, der Rechtsanwalt Nicola Squillace sowie Finanzvermittler Fabrizio Tirabassi. Nicht angeklagt, sondern Hauptzeuge, ist Alberto Perlasca, der als Verwaltungsleiter im Staatssekretariat bis 2019 Finanzaktionen übersah.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf Becciu. Dieser hatte von 2012 bis 2018 als Substitut eine Schlüsselrolle in der Behörde. Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen in Beccius Heimatbistum und an die dortige Caritas sowie Zahlungen an Marogna sind ebenfalls Thema im Prozess. Becciu werden Veruntreuung und Amtsmissbrauch sowie Verleitung zur Falschaussage vorgeworfen. Anfang Mai geht es weiter mit den Befragungen.