Ex-Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn starb im Alter von 88 Jahren

Konzernpatriarch und Stiftungsgründer

Der langjährige Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn ist tot. Der Gütersloher Unternehmer und Stifter starb am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren, wie die Bertelsmann Stiftung am Sonntag mitteilte. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gunter Thielen, bezeichnete Mohn als "herausragende Persönlichkeit", die die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt habe.

 (DR)

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) würdigte das Lebenswerk des Medienunternehmers. Mohn habe seinen «legendären unternehmerischen Erfolg» immer mit einem vorbildlichen gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Engagement verbunden. Er habe einen herausragenden Beitrag zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufbau der Bundesrepublik geleistet, erklärte Neumann in Berlin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, erklärte, Mohn habe wie wenige andere die Tugenden des «ehrbaren Kaufmanns» und damit verantwortungsvolles Unternehmertum verkörpert, das von christlichen Werten geleitet ist. «'Eigentum verpflichtet' - dieser Überzeugung war und blieb er treu», so der Berliner Bischof. Mohn habe zudem stets die Menschen in seinem Unternehmen im Blick gehabt.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte Mohn «ein großen Unternehmer», dem NRW viel zu verdanken habe. «Reinhard Mohn war aber auch ein Visionär», erklärte Rüttgers. Ihm seien nicht Aktienkurse wichtig gewesen, sondern seine Mitarbeiter mit ihren individuellen Fähigkeiten. Mit der die Bertelsmann Stiftung habe er neue Ideen für eine bessere Gesellschaft begründet.

Mohn hatte nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 in fünfter Generation das mittelständische Unternehmen übernommen und es zu einem der größten Medienkonzerne der Welt ausgebaut. 1977 gründete er die Bertelsmann Stiftung, die regelmäßig Analysen zur deutschen Bildungs-, Arbeits- und Gesundheitspolitik liefert. Bis zuletzt habe Mohn als Mitglied des Kuratoriums intensiv in die Arbeit der Stiftung begleitet, hieß es.

Reinhard Mohn habe sich immer als Unternehmer verstanden, der auch gesellschaftliche Verantwortung trage, erklärte Thielen. Im Unternehmen habe er eine Unternehmenskultur mit dezentralem Führungsverständnis entwickelt. Mit der Gründung der Bertelsmann Stiftung habe er einen Beitrag zu Reformen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur geleistet.

Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Hartmut Ostrowski, sagte, Mohn habe wie kein anderer Bertelsmann verkörpert: «Ein weltoffenes und den Mitarbeitern verpflichtetes Unternehmen.» Mohns Führungsverständnis habe auf Werten wie Freiheit und Menschlichkeit basiert.

Mohn erhielt für sein Lebenswerk zahlreiche Auszeichnungen, darunter das große Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, die Ehrenmitgliedschaft im Club of Rome, das Spanische Großkreuz und den Prinz-von-Asturien-Preis.

Reinhard Mohn wurde am 29. Juni 1921 in Gütersloh geboren. Nach der Kriegsgefangenschaft übernahm er 1947 die Leitung des familieneigenen Druck- und Verlagshauses C. Bertelsmann Verlag. Er baute es zu einem internationalen Unternehmen aus. Die Bertelsmann-Gruppe ist heute in den Bereichen Fernsehen, Buch, Zeitschriften, Medienservices und Medienclubs weltweit in mehr als 50 Ländern aktiv.

Zur Bertelsmann AG gehören unter anderem der in Hamburg ansässige Verlag Gruner + Jahr («Stern», «GEO», «Brigitte») sowie die RTL Group, der Buchkonzern Random House und der Serviceanbieter Arvato. Zuletzt hatte die Bertelsmann AG bedingt durch die Wirtschaftskrise einen hohen Verlust von 333 Millionen Euro im ersten Halbjahr dieses Jahres zu verzeichnen. Der Umsatz sank nach Angaben des Unternehmens um knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf etwa 7,2 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter sank gegenüber dem Vorjahr um 3.702 auf 103.452.