Mit Gottesdiensten unter freiem Himmel hat am Mittwochabend in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag begonnen. Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich Tausende auf zwei zentralen Plätzen in der Innenstadt ein. Das Christentreffen dauert bis Sonntag und steht unter dem Motto "mutig, stark, beherzt".
Der gastgebende hannoversche Landesbischof Ralf Meister würdigte in der Predigt eine verändernde Kraft von Kirchentagen. In seiner Predigt unterhält er sich mit zwei jungen Menschen, einer Studentin und einem Freiwilligendienstler. Die Allmacht Gottes, die Christen anriefen, sei nicht so zu verstehen, dass er diese Welt zum Paradies verändere. "Gottes Stärke ist, dass er uns stark macht für Veränderungen", so Meister.
"Hass ist ein schwaches Zeichen"
Er rief zu einer gewaltfreien Gestaltung der Welt auf und warnte vor Hass. Meister lobte zwar die jüngsten Demonstrationen für Demokratie, zeigte sich aber befremdet über die Parole "Hannover hasst die AfD." Meister erklärte: "Hass ist ein schwaches Zeichen, vielleicht ein feiges."
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief zu gesellschaftlichem Engagement und Dialog auf. Angesichts einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft könne das Christentreffen ein Ort des Dialogs sein, an dem Menschen einander aus der Lethargie aufrütteln und zugleich in zu großer Aufgeregtheit beruhigen könnten, sagte Steinmeier. Der Kirchentag biete die Chance, "dass wir uns aus unseren ideellen Fertighäusern herausbegeben".
Steinmeier wünscht sich Ermutigung
Das Motto des diesjährigen Kirchentages - mutig, stark, beherzt - sei zunächst eine Aufforderung, ein Gebot. "Seid mutig! Seid stark! Seid beherzt!", sagte er auf dem Platz der Menschenrechte. "Wir alle könnten, jeder von uns, sicher selber noch ein Stück mutiger, stärker, beherzter sein, als wir sind."
Angesichts bewegter Zeiten und einer Flut schlechter Nachrichten wünsche er sich, dass der Kirchentag Zuspruch und Ermutigung leisten könne, sagte der Bundespräsident. Es sei vielleicht die wichtigste Botschaft, die die Kirche der Welt geben könne: "Dass wir Hoffnung haben dürfen, dass wir als Christen Zuversicht haben dürfen, dass die Zukunft offen ist, dass wir uns von Bedrängnissen der Gegenwart befreien können."
Unter dem Leitwort "mutig - stark - beherzt" sind bei dem Laientreffen bis Sonntag rund 1.500 Veranstaltungen zu Glaubensfragen und gesellschaftlichen Themen wie Frieden, Klimaschutz und Rechtsextremismus geplant. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt rund 100.000 Besuchern.