Evangelische Kirche debattiert über Familie und Arbeitsrecht

"Es ist genug für alle da" - Zündstoff bei EKD-Jahrestreffen

Die Jahrestagung der evangelischen Kirche fällt in unruhige Zeiten. Ein EKD-Papier zur Familie steht im Kreuzfeuer, der Wirbel um den Limburger Bischof führt zu Nachfragen auch bei den Protestanten. Außerdem steht das kirchliche Arbeitsrecht auf der Agenda.

Nikolaus Schneider (dpa)
Nikolaus Schneider / ( dpa )

Wenn die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an diesem Sonntag zu ihrer Jahrestagung zusammenkommt, hat sie als offizielles Hauptthema ein typisch kirchliches Anliegen. "Es ist genug für alle da - Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft" lautet der schon weit im Vorfeld bestimmte Schwerpunkt des Treffens in Düsseldorf. Tatsächlich aber werden den Kirchenparlamentariern auch andere Probleme unter den Nägeln brennen.

So sorgt ein im Sommer vorgelegtes EKD-Papier zur Familie für heftige Kritik in den eigenen Reihen und Entrüstung bei den Katholiken. Die klassische Ehe taucht darin nur noch unter ferner liefen auf, stattdessen werden Patchwork-Familien und homosexuelle Partnerschaften aufgewertet.

Nach Kritik auch von evangelischen Bischöfen räumte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider Versäumnisse ein und zeigte sich offen für Nachbesserungen. Auf der Tagung der Synode wird eine rege Diskussion erwartet.

Feiern oder gedenken?

Dass das Papier auch so manchen katholischen Geistlichen vor den Kopf stößt, kommt schlecht an. Denn mit den Katholiken sind die Protestanten noch immer auf der Suche nach einem gemeinsamen Umgang mit dem 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Was die einen feiern, sehen die anderen eher nüchtern. Dennoch wird der Schulterschluss gesucht.

Dabei setzen die Katholiken mit dem Wirbel um angebliche Geldverschwendung im Bistum Limburg unverhofft auch die Protestanten unter Druck. Auch auf evangelischer Seite gibt es deswegen Kirchenaustritte - und kritische Fragen von Gläubigen, was die Kirche mit ihrem Vermögen anstellt. Genau dies wird auf der Synodentagung bei der Haushaltsvorlage transparent.

Staatsleistungen in der Kritik

Auch die Staatsleistungen an die Kirchen stellt mancher Politiker nach der Diskussion um das Gebaren des Limburger Bischofs wieder zur Diskussion. Die Kirchen fürchten dabei auch um ihre langfristige Verankerung in Staat und Gesellschaft. Heftig gerüttelt worden war zuletzt bereits am Sonderweg der Kirche beim Arbeitsrecht.

Die Bezahlung von Kirchenmitarbeitern - darunter mehr als eine Million in Diakonie und Caritas - wird nicht in Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften und einem Streikrecht festgelegt, sondern in Kommissionen. Auf Klage der Gewerkschaft Verdi hin hatte das Bundesarbeitsgericht diese Praxis im November 2012 im Grundsatz bestätigt, aber eine bessere Beteiligung der Gewerkschaften angemahnt. In Düsseldorf will das Kirchenparlament ein überarbeitetes Kirchengesetz verabschieden, das dem Erfurter Urteil Rechnung trägt. Ausgestanden ist der Konflikt mit Verdi dadurch aber wohl noch nicht.

Nachfolge für Göring-Eckkardt

Möglicherweise eine erste Weichenstellung gibt es in Düsseldorf mit Blick auf die künftige Führung der EKD, die als Dachorganisation knapp 24 Millionen evangelische Christen in Deutschland vertritt.

Ende 2015 endet die Amtszeit Schneiders als EKD-Ratsvorsitzender. Da mit ihm auch vier weitere leitende Geistliche aus Altersgründen aus dem Rat ausscheiden, sind Nachfolgekandidaten Mangelware. Unter zwei Nachrückern, die auf der Jahrestagung gewählt werden, befindet sich der neue Münchner Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Dass er in zwei Jahren zum neuen Ratsvorsitzenden gewählt wird, ist aber lange noch nicht ausgemacht.

Bereits zum Auftakt der Synodentagung wird am Sonntag ein anderes EKD-Spitzenamt neubesetzt. Da die bisherige Präsidentin des Kirchenparlaments, Katrin Göring-Eckardt, sich ganz auf ihre Arbeit als Grünen-Politikerin konzentriert, muss ein Nachfolger gewählt werden. Einziger Kandidat ist bislang ihr Stellvertreter, Bayerns Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU). Er hatte 2009 bereits für den Posten kandidiert, war aber Göring-Eckardt unterlegen.


Quelle:
dpa