Evangelische Kirche: "Bibel in gerechter Sprache" nicht für Gottesdienst geeignet

Fehlende Treue zum Ausgangstext

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich überwiegend kritisch zur neuen "Bibel in gerechter Sprache" geäußert. Diese eigne sich "nach ihrem Charakter und ihrer sprachlichen Gestalt generell nicht für die Verwendung im Gottesdienst", erklärte der Rat der EKD am Samstag in Hannover. Die Lutherbibel bleibe der maßgebliche Bibeltext der evangelischen Kirche für Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge. In gleicher Weise hatten sich zuvor die lutherischen Bischöfe zu der Neu-Übersetzung geäußert. Das Buch ist bereits in der dritten Auflage auf dem Markt.

 (DR)

Die «Bibel in gerechter Sprache» könne jedoch die Lutherbibel ergänzen und der Heiligen Schrift den Weg zu einer Leserschaft erschließen, die durch nur eine einzige Bibelübersetzung nicht in dieser Weise erreichbar wäre, erklärte die EKD. In einem fünfjährigen Projekt hatten mehr als 50 Frauen und Männer die Bibel anhand von Erkenntnissen der Geschlechterforschung, der Befreiungstheologie und des christlich-jüdischen Dialogs neu übersetzt. Das 2.400-Seiten-Buch wurde im vergangenen Oktober vorgestellt.

Zwar achte die EKD die "Kraft und die Leidenschaft", mit der das Bibel-Projekt in einem jahrelangen Prozess vorangebracht wurde, hieß es weiter. Diese Anstrengung sei jedoch durch die der Übersetzung zugrundeliegenden "problematischen Grundsätze und Kriterien fehlgeleitet und so weithin um ihre Früchte gebracht" worden. Vor allem äußerte der EKD-Rat Bedenken, dass in den Bibeltext etwas hineingetragen wurde, "was einem Übersetzer oder einer Übersetzerin aufgrund ihrer eigenen Vorstellungen als wünschenswert erscheint". Eine Interpretation müsse vielmehr den Sinn der Bibel klären und verdeutlichen.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, hatte in der vergangenen Woche unterstrichen, es sei nicht das Ziel des Herausgabekreises gewesen, mit der Übersetzung andere Bibeln, etwa die Lutherbibel, zu ersetzen. Steinacker war Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Bibel-Projektes. Ziel sei es gewesen, die Bibel ins Gespräch zu bringen und für die Gegenwart verständlicher zu machen, so der Theologieprofessor.
Steinacker und andere namhafte Theologen und Bischöfe hatten die Bibelübersetzung gegen Kritik verteidigt und zu mehr Sachlichkeit in der Debatte aufgerufen.

Der EKD-Rat fügte hinzu, seine Kritik an der "Bibel in gerechter Sprache» sei keine Absage an Bemühungen, in der Auslegung der Bibel etwa theologische Einsichten zum jüdisch-christlichen Dialog oder zur Bedeutung von Frauen in der Bibel stärker sichtbar zu machen. Das "entscheidende Qualitätskriterium jeder Übersetzung" sei zusammen mit der Verstehbarkeit jedoch die "die Treue zum Ausgangstext". Diese sei mit Blick auf die "Bibel in gerechter Sprache" nicht gegeben. Das Konzept einer "gerechten Sprache" bleibe unklar.

Auffälliges Merkmal der neuen Übertragung ist, dass darin «Herr» ersetzt wird durch Begriffe wie «die Ewige» oder «Ich-bin-da». Dazu erklärte die EKD, dadurch werde die Entwicklung einer persönlichen Beziehung zwischen Gott und den Menschen erschwert. Dem Rat der EKD gehören 15 Laien und Theologen an. Das Gremium leitet die rund 25 Millionen Protestanten repräsentierende EKD in fast allen Angelegenheiten und nimmt Stellung zu Fragen des religiösen und gesellschaftlichen Lebens. (03825/31.3.2007)

Hierzu hat epd-bild am 28.3. die F