Europäischer Jüdischer Kongress verurteilt Djerba-Anschlag 

"Schutz vor Terror ist internationale Verantwortung"

Bei einem Angriff auf eine Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der Europäische Jüdische Kongress spricht von einem Terroranschlag und zeigt sich bestürzt und empört.

Die El-Ghriba-Synagoge ist ein wichtiges Bauwerk für die jüdische Gemeinde auf der tunesischen Insel Djerba und gleichzeitig ein bedeutender Wallfahrtsort / © Hasan Brad (dpa)
Die El-Ghriba-Synagoge ist ein wichtiges Bauwerk für die jüdische Gemeinde auf der tunesischen Insel Djerba und gleichzeitig ein bedeutender Wallfahrtsort / © Hasan Brad ( dpa )

Weltweit richteten sich weiter unzählige Terroranschläge gegen Juden, "selbst wenn sie im Gebet versammelt sind", erklärte EJC-Präsident Ariel Muzicant in Brüssel. Alle Länder hätten die große Verantwortung, nicht nur die Terrororganisationen, sondern auch jene Terrorstaaten zu isolieren, die sie unterstützen". 

Ein Sicherheitsbeamter hatte am späten Dienstagabend zwei Polizisten und zwei Besucher der gerade zu Ende gehenden
Pilgerfahrt zur El Ghriba-Synagoge getötet. Die Besucher des Gotteshauses hatten sich zur jährlichen Wallfahrt zum jüdischen Feiertag Lag Ba'Omer versammelt. Wie das tunesische Innenministerium am späten Dienstagabend mitteilte, wurde der Angreifer erschossen.

Sicherheitskräfte verhindern Eindringen in Synagoge

Das Mitglied der Nationalgarde habe zunächst einen Kollegen am nahegelegen Hafen von Aghir im Süden der Insel getötet und sich danach in Richtung der Synagoge begeben. Dort habe er außerhalb des Gebäudes wahllos weitere Schüsse abgefeuert. Die dort positionierten Sicherheitskräfte hätten ihn davon abgehalten, in die Synagoge vorzudringen.

Von Pilgern aufgenommene Videos, die auf sozialen Netzwerken verbreitet wurden, zeigen panische Besucher innerhalb der Synagoge. Auf den Aufnahmen sind Schüsse zu hören. Über die Motive des Angreifers lagen keine gesicherten Informationen vor. 

Dank an Polizei

Der Europäische Jüdische Kongress erklärte: "Wir sprechen den Familien der Opfer unser tief empfundenes Beileid aus und danken für das schnelle Eingreifen der tunesischen Polizei. Das hat zweifellos einen geplanten Massenmord in der Synagoge verhindert."

Im April 2002 waren bei einem islamistischen Anschlag auf die Synagoge rund 20 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon deutsche Touristen. Damals war ein Tanklaster mit 5.000 Litern Flüssiggas gegen das Gotteshaus gesteuert worden und explodierte. Weitere rund 30 Personen wurden teils schwer verletzt.

Hintergrund: Lag baOmer-Feiern in Tunesien

Das Freudenfest Lag baOmer wird in der Zeit zwischen Pessach und dem Wochenfest Schawuot gefeiert. Es durchbricht damit die vom Gedenken an Katastrophen für das jüdische Volk geprägten "Omer-Tage", in denen gläubige Juden keine freudigen Ereignisse feiern. 

Das nordafrikanische Tunesien hat keine diplomatischen Verbindungen zu Israel, lässt dessen Bürger aber im Rahmen organisierter Touren zum Fest ins Land. Auch aus Frankreich und Italien reisen jedes Jahr Gläubige an.

In und um die La Ghriba-Synagoge feiern jährlich tausende Pilgerinnen und Pilger.

Lag BaOmer-Feiern auf Djerba / © Cindy Riechau (dpa)
Lag BaOmer-Feiern auf Djerba / © Cindy Riechau ( dpa )
Quelle:
epd , KNA