Europäische Bischöfe sehen den Kontinent in ernster Krise

Auf ins Abenteuer Aufbau

Die Bischöfe Europas sehen den Kontinent in einer "ernsten Krise". Die Hoffnungen, die sich vor 20 Jahren beim Mauerfall auf Europa gestützt hätten, seien bis jetzt noch nicht wirklich realisiert, heißt es in der am Wochenende in Paris veröffentlichten Schlussbotschaft der Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen. Der Aufbau Europas sei allerdings "ein Abenteuer, das sich zu leben lohnt".

 (DR)

Ausdrücklich betonen die Bischöfe, sie seien Träger einer Vision des Menschen, die sie in den Dienst beim Aufbau Europas stellen wollten. Dabei könne jeder seinen Platz finden. Die Bischofskonferenz-Vorsitzenden rufen dazu auf, den Elan aus der Zeit des Mauerfalls wiederzufinden und die Hoffnung zu verkünden. Es sei nicht der Moment, "den Schritt zu verlangsamen oder am Rand des Weges stehen zu bleiben".

Die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen Europas beklagen in ihrer Erklärung, der Aufbau der EU gehe mit wachsendem Konsum einher. Allerdings müsse beachtet werden, dass die Gesetze des Marktes und der Konkurrenz nie ein Ideal hervorbringen könnten. Auch das Ziel, dem Einzelnen größtmögliche Freiheit zuzugestehen, berge Risiken. Eine Gesellschaft, in der jeder Einzelne und jede Gruppe nur die eigenen Interessen verteidigten, könne "nichts anderes als ein Dschungel" sein.

Eine Gefahr stelle auch ein Relativismus in der Gesellschaft dar, bei dem sich jeder seine eigenen Normen gebe, heißt es in der Botschaft. Das Leben in der Gesellschaft könne sich aber nur auf gemeinsame Normen stützen. Sorge äußerten die Bischöfe wegen vieler Gesetze, die sich gegen das authentisch Gute stellten. Die Bischofskonferenz-Vorsitzenden unterstreichen, der Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod sei keine verlorene Sache..

EU-Bischöfe begrüßen Ausgang des Referendums in Irland
Die katholischen EU-Bischöfe sehen im Ausgang des irischen Referendums Anlass zur Hoffnung für erneuerte und besser funktionierende EU-Institutionen. Der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE, Bischof Adrianus van Luyn, erklärte am Montag in Brüssel, er hoffe, der Lissabon-Vertrag werde es der EU ermöglichen, wirksamer für die Menschenwürde und das Gemeinwohl zu arbeiten. Die Bischöfe erwarteten, dass die EU künftig besser ihre Verantwortung für eine weltweite Solidarität wahrnehmen werde.

Mit Blick auf die Irland gegebenen Garantieren zum Lebensschutz und dem Schutz der Familien sagte van Luyn, er erwarte, dass diese Rechte jetzt in der ganzen EU besser gesichert seien. Die EU-Bischöfe hofften darauf, dass sie durch den im Lissabon-Vertrag vorgesehenen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog mit den Kirchen ein wirksamerer Partner der EU in allen Bereichen sein könnten, in denen Menschen Gerechtigkeit und Solidarität bräuchten..

Sarkozy bekennt sich zu den christlichen Wurzeln Europas
Die CCEE-Mitglieder hatten von Donnerstag bis Sonntag in Paris getagt. Eine Delegation von ihnen war dabei auch von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy empfangen worden. Nach CCEE-Angaben bekannte sich Sarkozy dabei zu den christlichen Wurzeln Europas.

Diese könnten weder in ihrer Existenz noch in ihrer Bedeutung geleugnet werden. Der Präsident habe für eine den Religionen gutwillig gegenüberstehende Trennung von Kirche und Staat plädiert und die Kirchenführer ausdrücklich ermutigt, ihre Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Fragen öffentlich zu äußern.