Europa tut laut Kardinal zu wenig gegen Drogenkonsum

"Geldwäsche der Banken wird nicht verfolgt"

Drogenkartelle in Lateinamerika werden immer mächtiger und brutaler. Kein Wunder, schließlich geht niemand gegen sie vor, sagt der prominente Kardinal Rodriguez Maradiaga. Mitverantwortung sieht er bei Europa und den USA.

Autor/in:
Tobias Käufer
Symbolbild: Drogenkonsum / © one photo  (shutterstock)

Rekorddrogenfunde in den Häfen in den Niederlanden und Belgien, Rekordproduktion in Kolumbien. Dazu nahezu wöchentlich Meldungen über Gewalt in Mexiko, Ecuador oder Argentinien. In Lateinamerika nimmt die Macht der Drogenkartelle offenbar immer weiter zu. Nun hat sich einer der profiliertesten Köpfe der katholischen Kirche in Lateinamerika in die Debatte eingeschaltet und die Konsummärkte in Europa und den USA kritisiert.

Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Das Hauptproblem im Kampf gegen den Drogenhandel sei, dass weder der Konsum bekämpft, noch gegen das Geld vorgegangen werde, das aus diesen illegalen Aktivitäten in internationalen Banken deponiert sei, sagte Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga im Programm "Al Banquillo" des Senders TSI.

Europa und USA seien Großverbraucher 

Dieses Geld sei mit dem Blut der Opfer befleckt, so der emeritierte Erzbischof von Tegucigalpa. "Europa und die Vereinigten Staaten sind Großverbraucher von Drogen, und sie verfolgen nicht den Konsum, sondern fördern den illegalen Handel und das Geld", sagte Rodriguez Maradiaga. Die synthetische Droge Fentanyl, die auch in Honduras auf dem Vormarsch sei, sei das "schlimmste Gift", das es derzeit in Honduras gäbe. Es sei traurig, dass Menschen, um Geld zu verdienen, den Tod anderer Menschen bewusst in Kauf nehmen würden.

Geld in einem Umschlag / © Julia Steinbrecht (KNA)
Geld in einem Umschlag / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Transnationale Korruption 

Zuletzt hatte auch die kolumbianische Vizepräsidentin Francia Marquez ein energischeres Vorgehen des Westens im Kampf gegen die Geldwäsche im Drogenhandel gefordert. Man wisse, dass es Korruption nicht nur in Kolumbien gebe, sondern dass es sich um transnationale Korruption handele und dass die Korruptionskreise, in denen das Geld aus dem Drogenhandel gewaschen werde, nicht bekämpft würden. 

"Bei uns hier werden die Schwächsten der Schwächsten verfolgt, Bauern, Indigene, Schwarze, Frauen", sagte Marquez jüngst der Zeitung "Die Welt". "Ich habe aber noch nie gesehen, dass eine nationale oder internationale Bank wegen Geldwäsche beschlagnahmt wurde", so die Vizepräsidentin. Kolumbien gilt als weltweitgrößer Kokainproduzent.

Gewaltausbrüche in Ecuador 

Jüngst hatten im niederländischen Vlissingen die Behörden aus Belgien und den Niederlanden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Alarm geschlagen. Allein im belgischen Antwerpen seien im vergangenen Jahr etwa 116 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden. Damit wurde der Allzeit-Rekord von 109,9 Tonnen im Jahr 2022 noch einmal übertroffen. Die Drogen stammen vor allem aus Kolumbien, Ecuador und Panama. Ecuador meldete vor wenigen Tagen einen Rekord-Fund von etwa 20 Tonnen Kokain.

Das südamerikanische Ecuador wurde zuletzt von einer Serie von Gewaltausbrüchen heimgesucht. Im ecuadorianischen Wahlkampf wurde der Präsidentschaftskandidat und Investigativ-Journalist Fernando Villavicencio vor wenigen Wochen ermordet, der unter anderem zur Korruption in der ecuadorianischen Politik ermittelte.

Quelle:
KNA