Europa-Etappe der Weltsynode ruft zu mehr Offenheit auf

"Wir sind nicht die Eigentümer der Wahrheit"

Mit Aufrufen zu einem offenen Austausch untereinander haben die Beratungen der Europa-Etappe der katholischen Weltsynode begonnen. Zugleich wurden unterschiedliche Visionen von der künftigen Gestalt der Kirche deutlich.

Rollup mit dem Logo der Synodalen Versammlung am 5. Februar 2023 in der Lobby des Hotels Pyramida in Prag / © Björn Steinz (KNA)
Rollup mit dem Logo der Synodalen Versammlung am 5. Februar 2023 in der Lobby des Hotels Pyramida in Prag / © Björn Steinz ( KNA )

Der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte in seiner Predigt am Montagmorgen, Jesus habe alle Menschen geheilt, die sein Gewand berührten. Ebenso müsse die Kirche offen für alle sein und dürfe keine Barrieren zum Heil errichten.

Kirche als Haus für Halt und Orientierung

Der tschechische Theologe Tomas Halik warb in seinem Eröffnungs-Referat für eine Kirche, die sich nicht selbst für den endzeitlichen Richter hält, sondern sich als eine Kirche auf dem Weg begreift, die Menschen begleiten und sie inspirieren könne. Wörtlich sagte Halik: "Wir sind nicht die Eigentümer der Wahrheit, wir sind Freunde der Wahrheit. Und diese Wahrheit ist Jesus."

Erzbischof Jan Graubner / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Jan Graubner / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Hingegen betonte der gastgebende Prager Erzbischof Jan Graubner in seiner Begrüßungsansprache, dass die Kirche nicht nur ein offenes Zelt sein könne, sondern auch ein sicheres Haus für jene sein müsse, die Halt und Orientierung suchten.

Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas. Er gab zu bedenken: "Wenn wir eine Kirche sein wollen, die auf alle Menschen zugeht, dann müssen wir uns zunächst vergewissern, was unsere Botschaft ist."

Weiter erklärte er: "Eine inklusive Kirche zu sein, bedeutet nicht, die Freiheit derer zu ignorieren, die sich mit ihrem freien Willen gegen Gott und seine Gebote entscheiden."

Synodalität Thema der Weltsynode

Der im Vatikan als Sekretär für die gesamte Weltsynode zuständige Kardinal Mario Grech wandte sich erneut dagegen, die Synode als eine Debatte über all jene Themen zu begreifen, die bei einer vorab durchgeführten Umfrage von den Katholiken genannt wurden.

Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Thema der Weltsynode sei die Synodalität. Es gehe darum, einen besonderen, katholischen Weg der Synodalität zu finden.

Dazu gehöre, die gemeinsame Mitwirkung des Volkes Gottes, des Bischofskollegiums und des Papstes an der Entwicklung und Führung der Kirche zu verwirklichen. Das unterscheide sie von der Synodalität in den orthodoxen und in den protestantischen Kirchen.

Weltsynode 2021-2024

Papst Franziskus hat am 9. Oktober 2021 einen weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche eröffnet. In dem zunächst auf zwei, mittlerweile auf drei Jahre angelegten mehrstufigen Dialog soll die Kirche vor allem einen anderen Umgangsstil einüben. Dabei geht es zunächst darum, einander und anderen genauer zuzuhören. So soll die Kirche nach Wunsch des Papstes besser erkennen, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und wie sie - Gottes Willen entsprechend - damit umgeht.

Papst Franziskus hält die Hand ans Ohr / © Paul Hering (KNA)
Papst Franziskus hält die Hand ans Ohr / © Paul Hering ( KNA )
Quelle:
KNA