Eugen Ruge über den Sinn des Lebens

"In Zeiten des abnehmenden Lichts"

"Der Versuch über spirituelle und religiöse Themen zu sprechen, ist sehr heikel. In meinem Roman versuche ich, das zu tun." Eugen Ruge spart in seinem mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman: "In Zeiten des abnehmenden Lichts" das Thema Religion nicht aus. Das Buch erzählt die wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie in der DDR. Nach dem Untergang des totalitären Systems steht der "Enkel" Alexander vor den Trümmern der Vergangenheit. Die Leitbilder seiner Familie waren Irrtümer, er ist im Irrsinn aufgewachsen.

 (DR)

Als er im Jahr 2001 unheilbar an Krebs erkrankt, flieht er nach Mexiko - von dort waren seine Großeltern 1952 aus dem Exil aufgebrochen, um die junge DDR mitaufzubauen. "Die Erinnerung ist gleichzusetzen mit unserer Identität. Wir sind das, was wir erinnern", sagt Eugen Ruge. Sein Romanheld Alexander erkennt in Mexiko, dass auch die Erinnerung an seine Kindheit und an seine Eltern nicht wertlos ist, obwohl alles, woran seine Familie glaubte, mit der DDR untergegangen ist. Er erinnert sich auch an "seine eigene, schwierige, verrückte, gewaltsame Begegnung mit ebenjenem … an ein Gefühl der Erlösung, der Einsicht." Und er fragt sich, was das war: "Körperchemie? Heller Wahnsinn? Oder ein Moment der Erleuchtung? … das, wofür ihm, dem atheistisch Erzogenen, kein Wort zur Verfügung stand." Im domradio.de-Interview spricht Eugen Ruge über die Bedeutung der Erinnerung und über den Sinn und die Irrtümer des Lebens. "Ich bin am 24. Juni geboren, das Fest des Heiligen Johannes, ab dann beginnt die Zeit des abnehmenden Lichts."