Ethisch korrektes und nachhaltiges Investment ist möglich

Anlage ohne schlechtes Gewissen

Wie legt man sein Geld richtig an, welche Rolle spielen christliche Werte dabei? Jutta Hinrichs von den Steyler Ethik Bank gibt Tipps für eine Geldanlage ohne schlechtes Gewissen.

Investment und christliche Werte: Ein Gegensatz? / © Arno Burgi (dpa)
Investment und christliche Werte: Ein Gegensatz? / © Arno Burgi ( dpa )

domradio.de: Die Steyler Ethik Bank hat gerade ihren Nachhaltigkeitsreport für 2017 vorgestellt. Was heißt Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Bankgeschäften?

Jutta Hinrichs (Referentin für Ethik und Nachhaltigkeit bei der Steyler Bank): Man kann schauen, ob das Geld in die Rüstungsindustrie oder in die Atomindustrie fließt. Oder ob man mit seinem Geld etwas Gutes bewirken möchte. Und um genau das entscheiden zu können, braucht man eine Filterfunktion. Man kann anhand von unterschiedlichen Kriterien auswählen: Was möchte ich auf jeden Fall bewirken mit meinem Geld, was will ich Gutes tun? Und was möchte ich auf jeden Fall vermeiden? Wo möchte ich, dass mein Geld nicht hinfließt? Gerade seit der Bankenkrise sind viele Kunden sehr aufmerksam geworden in diesem Bereich. Es ist ihnen eben nicht mehr egal. Sie wollen Verantwortung übernehmen in dem Moment, wo sie Ihr Geld anlegen. Dann kommen sie zum Beispiel zur Steyler Ethikbank, um eine entsprechende Beratung zu erhalten.

domradio.de: Was sind die Kriterien für die Unternehmen, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Hinrichs: Es gibt einen zweistufigen Filter. Im ersten Schritt suchen wir die Unternehmen aus, die in ihrer jeweiligen Branche zu den Nachhaltigkeitsbesten gehören. Das heißt, sie bekommen eine Art Note von einer Ratingagentur, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat. Diese Ratingagentur schaut in jeder Branche genau: Wer sind die Besten? Wer sind wirklich die Vorreiter? Wer strengt sich in punkto sozialer- und auch ökologischer Nachhaltigkeit besonders an? Wer geht mit seinen Mitarbeitern und Kunden verantwortungsvoll um? Wer schont die Umwelt? Wer schon die Ressourcen? Dafür bekommen die Unternehmen Noten und wir wählen die Besten aus. 

In einem zweiten Schritt schauen wir dann noch einmal ganz genau hin, wer von diesen besten Unternehmen einer jeden Branche, vielleicht dann doch auch in einer Branche tätig ist, die wir gar nicht wollen. Ich hatte eben schon die Rüstungsbranche erwähnt oder die Atomenergie. Dann gibt es von unserer Seite aus noch einmal Ausschlusskriterien: Mit bestimmten Unternehmen mit kontroversen Geschäftsfeldern oder auch kontroversen Geschäftspraktiken, wie zum Beispiel Kinderarbeit oder Menschenrechtsverletzungen, wollen wir nichts zutun haben. Das heißt, wir filtern auch noch einmal aus. Aufgrund dieses zweistufigen Filters bleiben am Ende wirklich die Unternehmen übrig, wo wir wissen, die sind die besten in ihrer jeweiligen Branche und sie verstoßen gegen keines unserer sogenannten Ausschlusskriterien.

domradio.de: Gibt es da bekannte Namen die Sie nennen können, die die Besten Noten für Nachhaltigkeit bekommen?

Hinrichs: Wir machen es sehr transparent. Die Unternehmen, die in dem jeweiligen Fond gut vertreten sind, das sind auch die, wo wir mit guten Gewissen sagen können: "Ja, da wollen wir investieren, weil wir ein gutes Gefühl haben, dass Sie wirklich einen guten Job machen auch im Sinne von Nachhaltigkeit.“ Wenn man sich die deutschen Unternehmen anschaut, kann man sagen, das ist zum Beispiel SAP, das ist zum Beispiel die Deutsche Telekom, es ist aber auch ein Automobilkonzern wie BMW dabei.

domradio.de: Was ist denn, wenn Sie in ein Unternehmen investieren und das schwenkt plötzlich um und investiert in Rüstungsgüter. Fliegt dieses Unternehmen dann raus?

Hinrichs: Also, dass ein Unternehmen so ganz plötzlich in Rüstungsgüter investiert, kommt eher selten vor. Was durchaus vorkommt ist, dass ein Unternehmen zunächst gute Noten von der Ratingagentur bekommt und auch gegen keines der Ausschlusskriterien verstößt aber dann plötzlich ein Skandal auftaucht. Wir erinnern uns alle, es gab vor nicht allzu langer Zeit einen großen Skandal in der Automobilindustrie in Deutschland. Dieser Konzern war bis dato in unserem Fond vertreten. Als dann aber dieser Skandal bekannt wurde, haben wir sofort gehandelt und der Ethikanlagerat hat gesagt, diesen Konzern möchten wir nicht mehr in unserem Fond haben. Weil man ja als ethisch-nachhaltiger Investor auch immer schauen muss, dass das, was man verspricht, auch gehalten wird. Und dann muss man natürlich auch schauen, dass die Zusammensetzung in den Fonds stimmt. Die Unternehmen, die in dem Fond vertreten sind, sollten es auch wirklich verdienen. Dann kann es entweder passieren, dass wir ein Unternehmen aussortieren aus unseren Fonds, oder wir mit dem Unternehmen in einen direkten Unternehmensdialog treten. Weil wir auch glauben, dass das eine durchaus sinnvolle Methode ist, um Einfluss zu nehmen auf Unternehmen und sie zu einem besseren Verhalten zu motivieren.

domradio.de:  Das heißt, Sie haben Volkswagen aussortiert? 

Hinrichs: Volkswagen haben wir erstmal ausgelistet. Weil wir in diesem Fall gesehen haben, dass man jetzt nicht mit einem Schreiben und mit einem Dialog direkt etwas zum besseren wenden kann. Aber wir haben wirklich Unternehmen, die in diesen Dialog eintreten, und wir dann in dem Gespräch mit dem Unternehmen feststellen, was an Nachhaltigkeitsbemühungen da ist. Es lassen sich dann oft auch Missverständnisse oder auch Vorbehalte ausräumen, so dass wir dann dieses Unternehmen wieder mit guten Gewissens in unseren Fonds halten können.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR