Essens emeritierter Weihbischof Grave wird 80

Seelsorger im Revier

Er steht für Heimatverbundenheit und Weltläufigkeit zugleich, für die Arbeitnehmer im Ruhrgebiet streitet der emeritierte Essener Weihbischof Franz Grave schon sein ganzes Priesterleben lang. Gegen die Not der Christen in Lateinamerika engagierte er sich mehr als 15 Jahre als Adveniat-Bischof. Kampfeslustig ist er auch noch mit 80 Jahren.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
 (DR)

Von Leitungsaufgaben im Bistum seit seiner Emeritierung entbunden, ist er heute als Seelsorger in der Mülheimer Gemeinde St. Mariae Geburt tätig. Er ist gerngesehener Gast auf Tagungen und bei theologischen Fachgesprächen. Daneben nutzt er weiter seine Kontakte zu Unternehmen, Gewerkschaften und Parteien, um sich für die Menschen im Revier, besonders für jugendliche Arbeitssuchende, einzusetzen.



Grave stammt aus "einfachen Verhältnissen", wie er betont. Der Vater war Handwerker. Schon früh stand der Wunsch zum Priesterberuf fest. Er wollte Pfarrer werden, Seelsorge für die Menschen im Ruhrgebiet leisten. Vom Bischofsamt habe er nicht einmal geträumt, sagt Grave. 1959 war er einer der ersten, die der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach für das ein Jahr zuvor gegründete Bistum Essen zum Priester weihen konnte. Nach Stationen als Kaplan und Religionslehrer in Duisburg wirkte Grave als Diözesanpräses für Kolpingwerk und Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB).



Bereits damals begann der umfassende Strukturwandel im Ruhrgebiet, der den Weihbischof immer wieder beschäftigte. Er brachte eine bundesweit beachtete Aktion zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf den Weg. Grave streitet noch heute für die katholische Soziallehre, setzte sich auch mit Managern an einen Tisch. Weder Bosse noch Kumpel würden ihn schief ansehen, sagt er. "Das ist bei uns im Ruhrgebiet nicht so." Für Grave ist es originäre Aufgabe der Kirche, daran zu erinnern, dass der Mensch im Wirtschaftsprozess Vorrang haben muss. Eine Herzenssache war und ist ihm das Wort der evangelischen und katholischen Kirche zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland von 1997, an dem er maßgeblich mitgewirkt hat.



Noch immer noch aktiv

Grave, der ab 1970 das Seelsorgeamt des Bistums leitete, wurde 1988 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Essen ernannt. Vier Jahre später wählte ihn die Deutsche Bischofskonferenz zum Adveniat-Vorsitzenden. Inzwischen hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck diese Aufgabe übernommen.



Grave hatte im November 2007 mit 75 Jahren seinen altersbedingten Rücktritt bei Papst Benedikt XVI. eingereicht. Auch seitdem hat er, wie oft zuvor, die Länder Mittel- und Südamerikas bereist. Mit den Armen in den Slums wie mit Bischofskollegen und Staatslenkern vor Ort parliert er auf Spanisch. Er stritt und streitet weiter energisch für einen sozialen Ausgleich und gegen die weiter wachsende Armut - besonders im Revier. In einem jetzt erschienen Buch von Domkapitular Johannes Broxtermann über den Jubilar sagt Grave über Grave: "Unmöglich für mich, mir vorzustellen, die Beine hoch zu legen und den ganzen Tag aus dem Fenster zu gucken."



Am Sonntag (25.11.2012) vollendet der gebürtige Essener und Schalke-Fan sein 80. Lebensjahr.