DOMRADIO.DE: Sie bieten am 5. Dezember einen Handlettering-Workshop im Essener Domschatz an. Das Museum hat eine bedeutende Sammlung kirchlicher Kunstwerke mit viel Goldschmiedekunst, aber auch Handschriften. Was ist denn eigentlich Handlettering?
Heike Kollakowski (Designerin und Künstlerin): Handlettering ist eigentlich die Art des schönen Schreibens in einer modernen Form. Man malt und zeichnet beziehungsweise gestaltet schöne Schrift mit modernen Werkzeugen.
DOMRADIO.DE: Das sind also eher Filzstifte und nicht mehr wie früher die Tinte?
Kollakowski: Genau. Man kann natürlich auch moderne Handschrift mit Tinte schreiben, aber in diesem Fall ist es der Füllstift; wir benutzen Fineliner und Brushpen.
DOMRADIO.DE: Merken Sie bei Ihren Workshops, dass viel weniger von Hand geschrieben wird als früher, weil wir viel digitaler unterwegs sind?
Kollakowski: Definitiv. Es wird immer darüber gesprochen, dass es viel mehr Arbeit ist und auch anstrengend für die Hand ist, mit der Hand zu schreiben. Alle merken das, dass weniger mit der Hand geschrieben wird.
DOMRADIO.DE: Bald wird es weihnachtlich. Geht es in dem Workshop auch darum, Weihnachtskarten zu gestalten oder lassen Sie das ganz offen?
Kollakowski: Wir werden dieses Mal tatsächlich Weihnachtskarten schreiben. Ich bringe natürlich ein paar Ideen mit. Man kann zum Beispiel das Wort “Weihnachten” oder “Frohe Weihnachten” auf eine Karte schreiben.
Nichtsdestotrotz werden wir auch die einzelnen Buchstaben erst einmal üben. Ausgelegt ist der Kurs eigentlich für Anfänger mit Erfahrungen. Dementsprechend hoffe ich, dass ein paar Teilnehmende dabei sind, die auch in meinen vorherigen Kursen im Domschatz gewesen sind, damit ich nicht mehr ganz so viel erklären muss. Aber ich werde auf jeden Fall die Grundlagen immer noch erklären.
DOMRADIO.DE: Warum ist es etwas Besonderes, Handlettering gerade im Museum, im Essener Domschatz, zu machen?
Kollakowski: Früher haben die Leute ja die Bücher mit der Hand geschrieben und kopiert. Allerdings mit Tusche und Feder, also normaler Kalligraphie. Dementsprechend kann ich mir gut vorstellen, dass das auch in das Ambiente im Museum passt, mit der Hand zu schreiben und Buchstaben zu erlernen.
DOMRADIO.DE: Es ist wahrscheinlich dennoch ein wenig anders als früher, weil man andere Werkzeuge nutzt. Sind die modernen Werkzeuge aus Ihrer Sicht einfacher zu bedienen? Sie haben vermutlich als Designerin auch schon mal die Tinte ausprobiert.
Kollakowski: Ja, ich gebe tatsächlich auch Kalligraphie-Workshops. Bei der Kalligraphie muss man erst einmal die Feder und die Tusche kennenlernen. Wie füge ich Feder und Tusche zusammen, wie fließt die Tusche? Da sind viel mehr Dinge zu beachten als bei den modernen Werkzeugen. Da macht man den Stift auf und schreibt los.
Naja, ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber im Prinzip ist es doch sehr viel einfacher.
Das Interview führte Dagmar Peters.