Essener Altbischof wurde am Samstag bestattet

Requiem für Bischof Luthe mit Kardinal Meisner

Mit einem Pontifikalrequiem nahm das Bistum Essen am Samstag Abschied von seinem verstorbenen Altbischof Hubert Luthe.

Altbischof Hubert Luthe (KNA)
Altbischof Hubert Luthe / ( KNA )

Der Essener Altbischof Hubert Luthe ist am Samstag im dortigen Dom beigesetzt worden. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner, der den Gottesdienst leitete, sagte: "Er ist uns in seiner Person ein Segen gewesen." In einem verlesenen Beileidsschreiben würdigte Papst Franziskus Luthe als Bischof, der "das Lob Gottes in die Herzen vieler Menschen gepflanzt habe". Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte in seiner Predigt: "Danke, lieber Bischof Hubert, für Dein Lebenszeugnis."



Ein schlichter Holzsarg

Während des Requiems war der schlichte Holzsarg vor dem Altarraum aufgebahrt. An der Feier nahmen mehr als ein Dutzend Bischöfe teil, darunter der Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Gekommen waren auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, die nordrhein-westfälische Landtagspräsidentin Carina Gödecke, NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) und die CDU-Politikerin Annette Schavan (CDU), die Deutschlands künftige Botschafterin beim Heiligen Stuhl werden soll.

Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg in Begleitung der Familie Luthes, der Bischöfe sowie der Essener und Kölner Domkapitulare in die Adveniat-Krypta des Doms gebracht. Dort wurde Luthe neben dem
ersten Ruhrbischof, Kardinal Franz Hengsbach, beigesetzt.

"Kumpel Bischof Hubert"

Ruhrbischof Overbeck würdigte Luthe als einen bodenständigen Theologen. Als "Mann des Dialogs" habe er die sozialen und gesellschaftliche Fragen als konkrete Aufgaben begriffen und um
Zusammenhalt geworben. "Der Rheinländer an der Ruhr wusste die Sprache der Menschen zu sprechen und die Herzen Vieler zu erreichen", sagte Overbeck. Luthe habe den immensen Strukturwandels der Ruhrregion sensibel begleitet und sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen im Steinkohlebergbau eingesetzt. So sei das Wort "Kumpel Bischof Hubert" prägend für die Amtszeit des zweiten Ruhrbischofs gewesen.

Ein letzter Zeuge des Konzils

"Du suchst nicht das Laute und Marktschreierische, sondern das Wesentliche, die Mitte." Mit diesen Worten charakterisierte 1994 der damalige Präfekt der Vatikanischen Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI., seinen Studienfreund Hubert Luthe. Der beging gerade sein 25-jähriges Bischofsjubiläum und war zu diesem Zeitpunkt seit gut zwei Jahren Oberhirte des Bistums Essen. Das war eine gelungene Beschreibung, wie Weggefährten schon damals beteuerten. Hubert Luthe war ein Mann des Gesprächs, des Ausgleichs, ein Mann mit Bodenhaftung. Am Dienstag ist der Altbischof von Essen, einer der letzten Zeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), im Alter von 86 Jahren gestorben.

Der Geistliche aus dem oberbergischen Lindlar hatte ein bewegtes Leben. Nach dem Krieg studierte er Theologie in Bonn und München.

Einziger Kaplan beim Zweiten Vatikanischen Konzil

1953 empfing er die Priesterweihe. Zwei Jahre später machte ihn der damalige Kölner Kardinal Josef Frings zu seinem Geheimsekretär - ein entscheidender Einschnitt in Luthes Leben. Er begleitete den fast blinden Erzbischof nach Rom zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Mit päpstlicher Sondergenehmigung durfte er als einziger Kaplan an den Beratungen teilnehmen. Ab 1969 wirkte er über mehr als zwei Jahrzehnte als Weihbischof in Köln, bevor ihn Papst Johannes Paul II. im Jahr 1991 zum zweiten Bischof des 1958 gegründeten Bistums Essen ernannte. Die feierliche Einführung erfolgte am 2. Februar 1992. Man erzählt noch heute, dass Luthe zwei Tage Bedenkzeit brauchte. Der Wechsel vom Rhein an die Ruhr fiel ihm schwer, wie er später zugab.

"Neugierig von Wesen und Beruf her"

Auch wusste er, dass er keine leichte Nachfolge antrat. Kardinal Franz Hengsbach hatte das Ruhrbistum über 30 Jahre lang geführt. Für ihn, der aus Verbundenheit mit den Bergleuten ein Stück Kohle im Bischofsring trug, war das Wort "Ruhrbischof" erfunden worden.

Doch Luthe nahm die Herausforderung an, beschrieb sich selbst damals als "neugierig von Wesen und Beruf her" und setzte bald eigene Akzente. Als Ruhrbischof engagierte er sich besonders für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Innerkirchlich brachte er 1997 einen Kooperationsplan für die Diözese auf den Weg. Er wusste um die Notwendigkeit des Sparens. Die Zahl der Kirchenmitglieder in der Diözese war seit Bistumsgründung um ein Drittel gesunken - mit spürbaren Auswirkungen auf die Kirchensteuereinnahmen. Schließungen und Stellenabbau folgten.

Ab und zu im Koran gelesen

Dabei war Luthe immer nah bei den Menschen. Die Ruhrpottler waren dem Sohn einer Kölnerin und eines Wattenscheiders von Anfang an nicht fremd. Wichtig war dem Bischof die Unabhängigkeit vom Zeitgeist, wozu er besonders junge Leute aufforderte. Auch mehr Toleranz wünschte er sich von ihnen und ermutigte sie zu kritischem Denken. Toleranz war für Luthe auch das entscheidende Stichwort für das Zusammenleben der Religionen, speziell mit den Muslimen. Luthe bereiste islamische Länder wie Syrien und den Irak. "Mir scheint wichtig, wenn man auch die Sprache nicht spricht, dass man deren Kultur, deren Denkweise kennenlernt", sagte er einmal. Deshalb las er auch ab und zu im Koran.

Diamantenes Priesterjubiläum

Nach seinem Rücktritt vom Bischofsamt 2002 mit 75 Jahren erkrankte Luthe lebensgefährlich, erholte sich aber wieder. Danach lebte er in Hattingen, der Geburtsstadt des 2001 seliggesprochenen Arbeiterführers Nikolaus Groß (1898-1945). Den Initiativkreis, der die Seligsprechung vorantrieb, hatte Luthe ins Leben gerufen. Im Juni vergangenen Jahres konnte der Altbischof noch sein Diamantenes Priesterjubiläum begehen. Zuletzt wohnte der frühere Ruhrbischof in einer Senioreneinrichtung in Essen. Er starb am Dienstagmorgen in einem Krankenhaus.

Kardinal Meisner würdigt verstorbenen Bischof

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner reagierte mit großer Trauer auf die Nachricht vom Tod des Altbischofs. Meisner sagte: "Ich war schon lange vor meiner Kölner Zeit mit dem damaligen Weihbischof Dr. Hubert Luthe verbunden und bin deswegen betroffen durch den Heimgang meines bischöflichen Mitbruders". Der Kölner Erzbischof schließt den Verstorbenen in sein Gebet ein: "In der Hoffnung auf den auferstandenen Christus erbitte ich ihm den Lohn für seinen unermüdlichen und treuen Dienst im Erzbistum Köln und in der Nachbardiözese Essen."

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck würdigte Luthe als "Zeugen von Gottes gutem Geist" sowie hochgebildeten und humorvollen Geistlichen. Er habe mit Demut die Beschwernisse des Alters angenommen. "In seinem Herzen blieb er Zeit seines Lebens ein Kölner und lebte doch sehr gerne mit uns im Ruhrgebiet", so Overbeck. Mit Luthes Namen verbänden sich unter anderem der Kreuzweg auf der Bottroper Halde Prosper Haniel und die Seligsprechung von Nikolaus Groß.

Der aus Bochum stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach von einem "eindrucksvollen Seelsorger und einem verlässlichen Freund". Mit seiner Bescheidenheit und Gradlinigkeit habe er sich bei den Menschen im Revier Respekt verschafft.

"Lebensfroher Hirte"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte Luthe einen "lebensfrohen Hirten und sensiblen Theologen". Er bedauerte, dass "ein letzter Zeuge des Konzils" gestorben sei. Angesichts des Ausstiegs aus dem Steinkohlebergbau habe sich "Kumpel Bischof Hubert" um den Erhalt von Arbeitsplätzen gesorgt und für die sozialen Belange der Arbeitnehmer eingesetzt.

Die Caritas im Bistum Essen nannte Luthe "einen großen Fürsprecher". Sie erinnerte daran, dass der von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 verfügte Ausstieg der katholischen Kirche aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung den Bischof vor eine große Gewissensentscheidung gestellt habe.


Essener Altbischof Hubert Luthe (KNA)
Essener Altbischof Hubert Luthe / ( KNA )

Prominente Politiker beim Requiem für Bischof Luthe (KNA)
Prominente Politiker beim Requiem für Bischof Luthe / ( KNA )
Quelle:
KNA , epd , DR