Todestag des "Speckpaters" Werenfried van Straaten

"Es war gefährlich für einen Bischof, mich zu empfangen"

In Zeiten des Kalten Krieges reiste er heimlich in den Ostblock, um die verfolgte Kirche zu unterstützen. Aus dem Werk des Prämonstratensers Werenfried van Straaten entstand das Hilfswerk "Kirche in Not".

In geheimer Mission / © Alex Linch (shutterstock)

Hinweis der Redaktion: Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Pater Werenfried van Straaten versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wird. Der vorliegende Inhalt auf DOMRADIO.DE wurde vor diesen Erkenntnissen veröffentlich. Aktuelle Informationen finden Sie hier: https://www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/informationen-zum-artikel-in-christ-und-welt/

"Man kann nicht über die Liebe predigen oder das Evangelium verkünden, für Menschen mit leeren Magen. Ich habe Hunderte Tonnen von Speck gesammelt und deswegen den Namen Speckpater bekommen."

Pater Werenfried van Straaten hatte kurz nach dem Krieg das Elend der deutschen Heimatvertriebenen aus dem Osten gesehen. Erschreckt und aufgerüttelt begann er daraufhin in Belgien für diese notleidenden Deutschen zu sammeln. Doch er stieß zunächst auf heftige Ablehnung. Waren es doch gerade die Belgier, die besonders schwer unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg zu leiden hatten. Doch Pater Werenfried gelang es, dass seine Zuhörer in den Deutschen die leidenden Mitmenschen erkannten. Weil die Belgier eher Lebensmittel als Geld hatten, spendeten sie vor allem Speck. Aus dieser Hilfsaktion von Pater Werenfried entwickelte sich das weltweite Hilfswerk "Kirche in Not", Ostpriester-Hilfe. Dabei reiste der Prämonstratenser auch oft hinter den Eisernen Vorhang, zur Sicherheit oft unter falschem Namen und mit angeklebten Schnurrbart.

Pater Werenfried van Straaten (KiN)
Pater Werenfried van Straaten / ( KiN )

"Meine eigene Mutter hat mich nicht wiedererkannt und so bin ich mit falschen Pass in den Osten. Es war nämlich sehr gefährlich für einen Bischof, mich zu empfangen. Damals hat man mich den letzten General des Kalten Krieges genannt."

Dabei kam Pater Werenfried mit friedlichen Absichten. Er unterstützte die verfolgte Kirche im Kommunismus mit Geld, Hilfsgütern und Bibeln. Den Regimen war natürlich ein Dorn im Auge. Einmal wurde er verhaftet und verschleppt, konnte aber wieder fliehen. So wurde sein Einsatz auch zum Vorbild für einen Agenten-Krimi unter dem deutschen Titel "Im Namen des Vaters".

"Ich kam ziemlich gut weg da, obwohl meine Organisation irgendwie dargestellt wurde als Spionage-Zentrum, das besser war als der KGB. Das stellt nicht das Wesentliche dar meines Werkes, aber vieles historische ist wahr und es ist gut geschrieben."

Der gebürtige Niederländer wurde als glänzender Organisator und mitreißender Prediger bekannt, er hielt bis zu 90 Predigten in einem Monat. Als seine eigentliche Aufgabe aber entdeckte er das Betteln. Legendär wurde sein sogenannter "Millonen-Hut", mit dem er in Kirchen und Sälen für "Kirche in Not" sammelte. Erst 87-jährig gab Pater Werenfried van Straaten die Leitung seines Hilfswerks ab. Kurz nach seinem 90. Geburtstag starb der "Speckpater", am 31. Januar 2003.

Martin Korden

Kirche in Not

KIRCHE IN NOT ist ein pastorales Hilfswerk, das sich rein aus Spenden finanziert. Es hilft vor allem bei der Aus- und Weiterbildung von Seminaristen, Priestern und Ordensleuten, bei Bau und Renovierung von Ausbildungsstätten und Kirchen, beim Übersetzen und Verlegen der Bibel und anderer religiöser Literatur und bei der Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle:
DR