Erzdiözese verlangt "unnachgiebige" Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen in Ettal

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mönch

Den Missbrauchsvorwürfen gegen Mönche des oberbayerischen Benediktinerklosters Ettal geht jetzt die Staatsanwaltschaft nach. Es werde gegen einen Klosterangehörigen ermittelt, dessen mutmaßliche Übergriffe auf Kinder noch nicht verjährt seien, heißt es in München.

 (DR)

Das Kloster Ettal setzte einen Anwalt als unabhängigen externen Sonderermittler zur Aufklärung der Vorwürfe ein. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, begrüßte unterdessen den Rücktritt des Abts der Benediktinerabtei, Barnabas Bögle.

Die Staatsanwaltschaft nahm ihre Ermittlungen aufgrund der Medienberichte über Missbrauchsvorwürfe auf. Details zum Zeitpunkt und der Art des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs sowie zum möglichen Täter wollte die Behörde nicht nennen. «Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen», hieß es. Damit bleibt unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Fall besteht, der am Mittwoch zum Rücktritt von Abt Barnabas Bögle geführt hatte.

Bögle legte sein Amt nieder, weil er 2005 einen Missbrauchsverdacht gegen einen Mönch vertuscht und damit gegen kircheninterne Richtlinien verstoßen hatte. Nach Angaben des Abts hatte der Mitbruder eingeräumt, Internatsschüler im Gesicht, am Oberkörper sowie an Armen und Beinen gestreichelt zu haben. Auch ließ er sie auf seinem Schoß sitzen. Der Mitarbeiter habe ihn damals in einem Gespräch davon überzeugt, dass es sich «nur» um eine «Nichtbeachtung der notwendigen Distanz» gehandelt habe. Bögle verzichtete daher darauf, den Fall dem Erzbistum München und Freising zu melden.

Anfang der Woche waren ferner bereits Missbrauchsverdachtsfälle aus den 50er, 70er und 80er bekanntgeworden. Viele dieser Fälle wären bereits verjährt. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern tritt laut Staatsanwaltschaft die Verjährung zehn Jahre nach Volljährigkeit des Opfers ein.

Zollitsch sagte in Freiburg, er halte Bögles Rücktritt für richtig. Es sei «schlimm», wenn sich einzelne Klöster nicht an die Richtlinien der Bischofskonferenz hielten.

Das Erzbistum München und Freising forderte die Abtei zu einer «unnachgiebigen Aufklärung» aller Missbrauchsvorwürfe gegen Mönche des Klosters und Mitarbeiter des Internats auf. Generalvikar Peter Beer sagte, die Abtei müsse nun feststellen, wie viele Missbrauchsfälle bekannt seien, um welche Art der Verfehlungen es sich konkret gehandelt habe und ob sich das Kloster jeweils an die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche gehalten habe.

Zudem müsse geklärt werden, wie mit Verdächtigen und Tätern verfahren worden sei und ob diese anschließend konsequent von Kindern und Jugendlichen ferngehalten worden seien, verlangte Beer. Ein Verschleiern und Vertuschen wäre nicht hinnehmbar, mahnte der Generalvikar. Das Erzbistum fordere vom Kloster «volle Transparenz».

Die Abtei setzte auf Rat des Generalvikars einen externen Sonderermittler ein und sicherte volle Kooperation zu. Der Anwalt solle auch untersuchen, wie mit Missbrauchsvorwürfen umgegangen worden sei und welche Konsequenzen gezogen worden seien. Er habe «vollen Zugang zu allen Unterlagen» und werde Gespräche mit Patres, Lehrern, Erziehern und Schülern führen. Einen ersten Sachstandsbericht werde er bis 5. März vorlegen.